Die Französische Revolution
Die Unterbrechung der dynaſtiſhen Tradition und ihre Folgen. 161
Talleyrand ſpiele auf dem Wiener Kongreß den Vertreter Ludwigs XIV, nicht ohne Berechtigung iſt !).
Damit hätte dieſes Land die alte Bedeutung als Großmacht wiedererlangt. Aber auch ſeine Dynaſtie? Die Tradition war ja abgebrochen; Keime zur Unzuſriedenheit namentlich in wirtſchaſtlicher Beziehung ließen ſih unſchwer finden; beſonders waren es ferner die Mitglieder des Hochadels, welche niht müde wurden, das Ancien Regime als das Zeitalter der Vollkommenheit zu preiſen. Ja wenn ſie es hätten bei Lobſprüchen bewenden laſſen! Zu Ludwigs Lebzeiten wagten ſie ſih allerdings nicht mehr ſo ſehr an die Oberfläche, aber nah ſeinem Tode haben ſie und der ihnen innig ergebene König Karl RX. durch die Tat bewieſen, wieviel mehr ſie auf ihre Macht als auf das Wohl des Vaterlandes bedacht waren.
1830 hat dann die bourboniſche Dynaſtie endgültig ihre Rolle ausgeſpielt — weil ihr Vertreter ſi<h doh wieder in das Studium mittelalterlicher Doktrinen vertiefte und dabei vergaß, daß er in der Neuzeit lebte. Wie der Anſpruch des franzöſiſhen Volkes auf die Weltherrſchaft ſih nur für kurze Zeit halten ließ, ſo iſ der Anſpruch des franzöſiſchen Herrſchers auf völlig unumſchränkte Macht in ſeinem Staate ebenfalls geſcheitert. Und die Anhänger dieſes Königtums ? „Die Legitimiſten wollen den Abſolutismus, ihre Doktrin iſ eine Art Gößendienerei.“ Ein ſcharfes, aber nicht unberechtigtes Urteil Auguſt Reichenspergers ?).
1) v. Treitſ<ke, Deutſche Geſchichte, Bd. T, S. 619. 2) A. a. O. Bd. I, S. 108.
Scheibe, Die franzöſiſche Revolution. 11