Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17., S. 359
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O Jluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17. 315
führen dieſe Bahnlinien vielfa< dur Einöden und Wäldex,
dur<h Täler und auf Bergeshöhen, die ſonſt nux ſelten |
eines Menſchen Fuß betrat, und bringen ein in Friedens-
_ zeiten niht geträumtes Leben in weltabgeſchiedene Dörfchen, Meierhöfe und Mühlen. Jhre- Endpunkte liegen aber
meiſtens von allen bisherigen Siedlungen fern. : Die deutſchen Eiſenbahnbauer und Pioniere haben ſih die Hände gereiht, um au< unter den ſhwierigſten Bedingungen die vielgeſtaltigen te<niſhen Aufcab»n dieſer Bahnbauten gleichſam aus dem Handgelenk zu löſen. So ſehen wir auf unſerem Bilde: „Bau ein.x Argonnenbahn“, wie mit rohen Eichenſtämmen die -Überbrü>ung eines
“ Maldbahtals bewerfſtelligt iſt und der Arbeitszug zugleih
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‘als erſte Belaſtungsprobe des ebenſo [<nell wie feſt er-
_rihteten Bauwerks dient. Natürlich ſind in bewaldeten
Berggegenden die zu überwindenden Schwierigkeiten be-
ſonders groß, wenn ſi<h anderſeits au< \häßenswertes
Baumaterial dort vorfindet. Dort erzielt aber au< Der Militärbahnbau die beſten Ergebniſſe, da er zugleih dem treuen Kampfgenoſſen, dem Pferd, die ſ<hwerſten und gefährlihſten Aufgaben abnimmt. :
_ Zum Betrieb dieſer Bahnen dienen feine Zwerglofomotiven. Meiſt ſind es Dampfmaſchinen, do<h fommen au< Exploſionsmotoren da zur Verwendung, wo jede dem
_ Feind auffällige Rauhentwi>lung vermieden werden ſoll.
Als Wagen dienen nur beim Bau, beſonders dem Unter-
bau, die fleinen vierrädrigen Loris; zum weiteren Verkehr
‘und Transport aber werden lange, faſtenförmige, offene Güterwagen mit einem Meter hohen Wänden (wie auf
unſerer Abbildung exſihtli<h) auf ein doppeltes Räderuntergeſtell geſeßt. Gelegentli<h wird au<h zur Beför-
derung hoher Offiziere eine Art Salonwagen hergeſtellt,
indem man die Karoſſerie eines Kraftwagens mit Shußdah auf einem jener Güterwagen anbringt. — Dann gibt es noh gefederte und gede>te, ſowie rings mit Planen ver-
ſ<ließbare Wagen, in die Tragbahren zur Beförderung von Verwundeten und Kranken eingeſhoben werden fönnen.
Einfahe Blo>, bilden die Stationsgebäude.
Bacſtein- oder Wellble<hhäushen Dur< eine S<hmu>laube
und ein angrenzendes Gemüſegärthen mahen ſie häufig einen anheimelnden Eindru>. Dazu kommen no< Bretter-
oder Wellble<hbara>en für die Güterlagerung. Jm E bereih- der feindlihen Artillerie treten an ihre Stelle feſte Unterſtandsbauten, die womöglih in einem Berghang eingearbeitet ſind, ſo daß ſie eine Dede von mehreren Metern gewahſenem Boden über ſi< haben.
Die Bahnen dienen ſowohl dem Frachtverkehr als au< der Mannſchaftsbeförderung zwiſchen ihren rü>wärts gelegenen Quartieren und Unterſtänden und der Schüßen-= grabengegend, wenn auh an beiden Enden oft no<
manche Wegſtre>e zu Fuß zurückzulegen bleibt. Der Be-
trieb iſt natürlih aufs äußerſte vereinfaht, indem es feine Fahrſcheine mit entſprehender Kontrolle gibt, ſondern die Uniform allein als genügender Ausweis zur
| Mitfahrt gilt. So klettern an den Halteſtellen Offiziere und
Mannſchaften von allen Seiten über die Wagenbrüſtung und ſuchen ſih auf dieſer oder auf ihrem Gepä>, Haferſä&en, Kiſten und dergleichen ſizend, einige Bequemlichkeit zu verſchaffen. e :
Der Frachtverkehr erſtre>t ſi<h außer auf Munition und Lebensmittel für die Truppen auf alle nur denkbaren Bedürfniſſe, wie ſie der Shüßengrabenbau und die ſonſtigen Verteidigungsanlagen, ſowie das Leben in den Unterſtänden bedingen: Werkzeuge und Baumaterialien aller Art, welh leßtere zum Teil erſt dur<h die Sägewerke, Ziegeleien und Betonformereien der Diviſionen vorgerihtet werden. Dazu fommen die mannigfaltigſten eiſernen Konſtruktionsteile, in erſter Linie natürli Doppel-T- und Gitterträger, ſowie Wellble< in den verſchiedenſten Formen, ferner zahlloſe Rollen von Draht und Stacheldraht mit den dazugehörigen Stüßen und Streben zum Aufſtellen der Drahthinderniſſe und iſolierter Draht für die Anlage der Fernſprechleitungen. Außerordentlih groß iſt au< der Bedarf an Knüppelroſten, womit die Grabenſohle belegt wird, um — unter gleih-
zeitiger Beihilfe zahlreiher Pumpwerke — in den naſſen
Jahreszeiten, wo ſih alles in Shlamm und Rinnſale verwandelt, den Verkehr in den Gräben weiterhin zu ermöglihen. Dieſe ſowie die Faſhinen, Shanzkörbe und Pfähle zur Befeſtigung der Grabenwände werden vielfa<h von rü>wärts liegenden Kolonnen, in. Gefangenenlagern und ſelbſt in Feldlazaretten von Leihhtkranken und ſonſt verfügbaren Kräften hergeſtellt. Für den Stollenbau müſſen
Öſterreichiſh-ungariſches Feldarftillerieregiment bezieht cine Stellung im Südtiroler Kampfgebiet,
Phot, Welt-Preß-Photo, Wien,