Die Klassengegensätze von 1789 : zum hundertjährigen Gedenktag der grossen Revolution

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Wie abſtrakt indeß die Theorien dieſer Philoſophen au< ſein mochten, ihre perſönlichen Bedürfniſſe waren höchſt konkreter Natur. Sie wollten leben, manche von ihnen ſogar gut leben.

Bei den alten Griechen, namentli<h den Athenern, war das Forſchen nah Wahrheit, das Philoſophiren, die vornehmſte Beſchäftigung der freien beſißenden Männer, ihr Vorrecht geweſen. Die Muße, auf Sklavenarbeit und andere Methoden der-Ausbeutung begründet, diente der Wiſſenſchaft und Kunſt.

Aehnlih war es bei den alten Römern, doh waren dieſe aus gröberem Stoffe. Zu unvermittelt verwandelten ſie ſi<h aus rohen Bauern zu Herren der Welt, als daß nicht die Gier nah Ausbeutung und der Trieb nah ſinnloſem Schwelgen und lächerlichem Prahlen bei der Mehrzahl der beſißenden Freien ſtärker zu Tage getreten wäre als der Wiſſensdrang und die Freude am Schönen.

Aber wie erging es erſt der Wiſſenſchaft und mit ihr der Kunſt, als ſie am Ende des Mittelalters wieder zu erwachen anfingen! Auf der einen Seite, abgeſehen vom Hofadel, auf den wir gleih zu ſprechen kommen, bäuriſch plumpe Feudalherren und Pfaffen, die nur für die Genüſſe gröberer Art ein Verſtändniß hatten, auf der anderen Seite ein Handelsſtand, der, mit einigen Ausnahmen, über dem Kalkuliren und Spekuliren nah Profit jede Fähigkeit zu abſtrakten Spekulationen umſomehr verlor, je erhitterter der Konkurrenzkampf ſih geſtaltete. Von den niederen, ſ<wer arbeitenden Klaſſen war natürlich eine Anregung zu wiſſenſchaftlichem Denken am allerwenigſten zu erwarten. Denen mangelte dazu Alles, Vorbildung, Gelegenheit und Zeit.

Keine der herrſchenden, beſißenden, genießenden Klaſſen hatte das Zeug, in ihrem Schoße Wiſſenſchaft und Kunſt zu entwi>eln; das Denken und Dichten wurde der „Jntelligenz“ überlaſſen, Leuten, die darauf angewieſen waren, ihre Geiſteskräfte ebenſo auf den Markt zu tragen, wie der Lohnarbeiter die Kraft ſeiner Arme. Ein zahlungsfähiges Publikum fanden aber Philoſophen und Künſtler faſt nur bei dem Hofadel. Dieſer war über die Rohheit des Landadels hinaus, und hatte ein Verſtändniß für feinere Genüſſe. Er hatte au<h mehr Muße und Sorgloſigkeit, als der Kaufmann. Aber troßdem wurde keiner der Höfe eine Akademie, eine Philoſophenſchule; die Höflinge wurden nicht zu Denkern und Forſchern, ſondern blos zu „Gönnern“ und Schußpatronen von Künſtlern und Philoſophen; das war bequemer,