Die Physiognomie des Menschen
Einführung
Von allen Irrtümern der mechanistischen Naturwissenschaft, der Physik Newtons wie der Biologie Darwins, ist kein Bestandstück so schnell dem Zweifel anheimgefallen wie die alte Irrlehre: Vom LeibeundderSeele.
Die christlichen Jahrtausende hatten diese Kluft aufgerissen, eine für den Gedanken unversöhnliche Kluft, unüberbrückbar auch für die tätig Handelnden. Die besten Köpfe Europas versuchten einen Ausgleich, teils indem sie behaupteten, es gäbe eine Wechselwirkung, das heißt ein Verhältnis der funktionellen Abhängigkeit zwischen den Seelischen Erlebnissen und den Leiblichen Vorgängen; 'andernteils, indem sie behaupteten: Es gäbe einen Parallelismus zweier Reihen, welche zwar nie eine in die andere übergreifen, aber doch auf einander eingestellt seien wie gleichgehende Uhren.
Beide Behauptungen waren unbegreiflich! Weder läßt sich begreifen, wie denn aus der Mannigfaltigkeit molekularer Bewegungen je etwas Seelisches hervorgehen kann, noch auch läßt sich erklären, wie die „prästabillierte Harmonie“ der körperlichen und seelischen Reihe denn zustandekommt. Man durchhieb daher schließlich diesen schreklidien Knoten mit dem einfachen Machtspruch: „Körperlihe Welt und seelisch-geistige Welt seien ja nicht verschiedene Gegebenheiten. Sie seien immer das Eine, gesehen unter zweierlei Schaupunkt.“
III