Ereignisse und Operationen in Süd-Dalmatien (Crivoscie, Bocche di Cattaro) und in den angrenzenden occupirten Ländern. 1, Schilderung des Landes und Volkes und Vorgeschichte des Aufstandes : mit 2 Karten und 12 Abbildungen

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räther, der ſeinen Poſten verlaſſen hatte, nachgeſhleudert wurden, hallten hundertfältig aus den Felſen wieder. Plößlich erſchien mitten unter den Trauernden reumüthigen Herzens der Flüchtige. Man pa>te ihn und führte ihn erbarmungslos zur Richtſtätte. Schon ſtand der Henker mit dem blanken Schwerte hinter dem Verurtheilten, als dieſer ſi< no< einmal umwandte und ſeine Richter flehentli<hſt bat, ihm vor dem Tode einen friſchen Trunk zu gönnen, da es ihn dürſte. Nah den Geſeßen der Republik war dem Landesverräther, ſelbſt wenn er verdurſtete, kein Tropfen Waſſer verſtattet. Jn ſeiner Todespein warf er einen Bli> nah dem Felſen in welhem ſi< ſeine Traumkönigin befand. Da ſiel eine reiſe Orange zu ſeinen Füßen nieder. Haſtig hob er ſie auf und küßte das Geſchenk; dann brach er die Frucht entzwei, um den ſüßen Saft auszuſhlürfen. Aber im ſelben Augenblie entfaltete ſich aus der Frucht ein mächtiger Aar, welcher den Verdammten ſeinen Henkern entriß und ſih mit ihm in die Lüfte emporſhwang.

Die Cattareſer bekreuzten ſi<h und gingen nah Hauſe. Als am nächſten Tage die Männer ihre Todten- beerdigt hatten, ſtahl ſih die Sonne hinter der Wolkende>e hervoë* Und ein Adler wiegte ſih über dem Caſtell im Aether. Die Männer bli>ten empor. Da bemerkten ſie eine Höhle, welche ſie vordem niemals gewahr geworden, und mitten in derſelben ſtand ein prächtiger Orangenbaum mit Blüthen und Früchten. Von dem treuloſen Söldner hat man nie mehr etwas vernommen; aber die Höhle und der Baum darin beſtehen noh bis auf den heutigen Tag, und der Baum iſt friſ<h und trägt Blüthen und Früchte. So lautet die Sage.

Am Schluſſe dieſes Abſchnittes muß ih no< des Eindructes mächtiger Stille in der Bocche erwähnen. Wenn man des Morgens bei der Porta San Francesco hinauszieht und ſi<h einmal aus dem Weichbilde der Stadt entfernt hat, dann ſcheint die Natur verſtummt zu ſein. Stundenlang kann man zwiſchen den Felſen dahinwandern, ohne einen andern Laut zu vernehmen, als den der eigenen Tritte; jezt kracht ein Schuß, mit donnerartigem Getöſe hundertfaches Echo wachrufend. Ein Waſſerträger hat ſeine Buſchka abgefeuert, um ſie nah einem Monat einmal wieder friſh zu laden.

Man gelangt auf die Höhe. Der Waſſerträger bleibt mit ſeinem Saumthier tief unten in der Sutwora bei dem nun in Nuinen zerfallenen früheren Fort ſtehen. An uns vorüber ſchreitet rüſtigen Ganges ein Mann. Dieſer und der Waſſerträger ſind etwa eine Wegſtunde von einander entfernt; aber der Boccheſe hat Falken-