Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

14 1. Das Zeitalter der franzöſiſhen Revolution.

ſtung Mantua — den legten feſten Plag, den die Öſterreicher in der Lombardei behaupten konnten — begann. Viermal wurde Mantuas Entſaÿz unternommen ; acht Monate kämpſte man um die Stadt am Mincio. Der Opſermut und die Tapferkeit der öſterreichiſchen Truppen fruchteten nichts. Wurmſer, der in der Feſtung lange allen Unbilden der Belagerung troßzte, mußte ſich im Februar 1797 Napoleon ergeben. Dieſer hatte bei Arcole und Rivoli ſeine Ruhmestaten fortgeſezt.

Freiherr von Thugut war tief erſchüttert, als ihn die Unglüc{sbotſchaft ereilte. „Was ſich in Ftalien zugetragen hat, iſt einfach unglaublih““ — verſicherte er — „die Geſchichte, ja ſogar die Romane haben nichts Ähnliches aufzuweiſen.“ Nun wurde Erzherzby Earl mit dem Oberbeſehle im Süden betraut und ſhweren Herzens unter= zog er ſich der ſeiner harrenden großen Aufgabe. Jndes, auch er fonnte Napoleon gegenüber nicht ſtandhalten und er ſtimmte ſhließlich jenen bei, die immer dringender zum Abſchluſſe eines Friedens mahnten. Die Beendigung des Krieges lag ebenſo im Jutereſſe des ſieggekrönten franzöſiſchen Feldherrn. Napoleon verabſäumte auch nicht, aus Klagenfurt, bis wohin er unterdeſſen vorgedrungen war, am 31. März 1797 einen „philoſophiſchen“ Brief an den Erzherzog zu richten und darin ſeiner Friedensliebe glühende Worte zu leihen. „Gibt es keine Hoffnung, uns zu verſtändigen und müſſen wir wirklih fortfahren, uns für die Leidenſchaften einer dem Kriegsübel ſelbſt fernbleibenden Nation zu erwürgen? Sie, Herr Chefgeneral, der Sie durch die Geburt dem Throne ſo nahe ſtehen und über die fleinen Schwächen der Miniſter und Regierungen erhaben ſind, ſind Sie entſchloſſen, ſich den Titel des Wohltäters der Menſchheit, des wahren Erretters von Deutſchland, zu verdienen? .“ Um dem Friedensangebote den gehörigen Nachdru> zu verleihen, ließ jedo< Napoleon ſeine Truppen bis Leoben vorrücken; hier wurde haltgemacht"). Thugut aber war nicht die Perſönlichkeit, die ſi<h dur< Mißerfolge der Waffen ganz zur Entmutigung bringen ließ. Er bewahrte troß des Mißgeſchi>kes Feſtigkeit und wollte den Kampf nicht eingeſtellt wiſſen. Einige Zeit vermochte er dem Anſturme der Friedensfreunde, dem Zorne der Wiener und dem bohrenden Einfluſſe ſeiner Gegner zu widerſtehen, doch {hließli<h mußte er nachgeben. Jn Leoben wurde zwiſchen den Bevollmächtigten Öſterreichs und Napoleons verhandelt und am 18. April 1797 nachmittags um drei

1) Auguſt Fournier. Napoleon TI. Wien 1904. 1. Band.