Geschichte der französischen Revolution
A Einleitung.
Jahrhunderts, mit der ſie au< die Mittel der Verbreitung teilt: die Predigt der neuen Ideen und die Propaganda der Tat. Die ſpezifiſhe Eigenſchaft der Revolution iſt aber die dauernde Umformung der realen Welt nah einem rein dottrinären Programm. Augh die zwölf Artifel der ſ<hwäbiſ<hen Bauern waren eine Doftrin, aber ſie haben im Bauernfrieg noc nit zu einer dauernden Umwälzung geführt, ihre Forderungen haben erſt im neunzehnten Jahrhundert eine ſpäte Erfüllung gefunden. Auch die Revolution hat die beſtehende Ziviliſation niht zu ändern vermocht in ihren Grundlagen ; die Einheit des Abendlandes, wie ſie in dem katholiſchen Weſlt= reih des Mittelalters theoretiſ<h feſtgelegt ward, hatten ſhon Renaiſſance und Reformation vernihtet. Aber die Summe der politiſchen Inſtitutionen, die wir heute als feudale Einrichtungen zu bezeihnen pflegen, fiel erſt der Revolution zum Opfer. Politiſ<h wurde ein Europa in ihrem Sinne, mit größerer Einheitlichkeit und Einfachheit der Staatengebilde nebeneinander und in ſi ſelber, erſt auf dem Wiener Kongreß konſtituiert; in ſozialer Beziehung ſind bei uns in Deutſchland die Errungenſchaften der Revolution erſt 1848 praftiſh ge| worden. So iſt die Revolution fein zufälliges Ereignis, fein willkürlihes Produkt einzelner verworrener Köpfe, ſondern die Vollendung eines Geſchehens, das von vielen Generationen vorbereitet wurde. Unter ihrem Seichen ſtehen heute no alle, und ſie iſt keineswegs vollendet. Die Gegenüberſtellung der bürgerlihen und der revolutionären Parteien entbehrt der hiſtoriſhen Begründung; denn alle unſere Parteien ſtreben na dauernder Umformung des Staates auf Grund eines rein doktrinären Parteiprogramms oder, wo ihnen das niht gelingt, nah dauernder Einwirkung auf den Staat und ſeine Regierung im Sinne ihrer Prinzipien, und alle miteinander, au die konſervativen, ſind revolutionären Urſprungs. Wo aber kein parlamentariſhes Regime beſteht, wird eine ſtarke Regierung ſi nie einer einzelnen Partei verſ<hreiben und ihr Programm reſtlos verwirklihen helfen; wie der Geſchichtſchreiber über die Schranken des Beſonderen ſich erheben muß, um die verſchiedenen Einzelkräfte, die im Leben der Vöôlfer ſih tätig erweiſen, in ihrem Zuſammenhang und in ihrer Geſamtwirkung auf das Ganze zu erkennen, wird der wahre Staatsmann, indem er abwechſelnd auf verſchiedene Parteien