Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

126 Neueſte Geſchichte. 1k. Zeitraum.

Bonaparte hatte ſih, na< dem Abſchluſſe des Friedens von Campo Formio, dur< die Schweiz nah Raſtadt, wo er aber die Eröffnung des Kongreſſes niht abwartete, begeben. Er ſah, während des kurzen Auf= enthaltes in dieſer Stadt, düſter und zerſtreut aus, ſo als wäre er nur mit ſi< ſelb beſchäftigt, und aus Mangel an Gelegenheit zu Thaten gegen die Außenwelt gleichgültig. Am 5. December (1797) kam er in Paris an, bezog ein kleines ihm zugehöriges Haus in der Straße Chantereine, wo feine Gemahlin ihn erwartete, lebte ſchr zurücgezogen, nahm aber die, welche ihn aufſuchten, verbindlich auf. Am 10. December ſollte er dem Direktorium feierlich vorgeſtellt werden. Dumouriez, der, indem die Preußen und Oeſterreicher von ihm im Herbſt 1792 zur Räumung des franzöſiſchen Gebiets gezwungen worden, aller= dings ni<ts ſo Glänzendes, aber im Grunde für Frankreich Erſprieß= Licheres, als Bonaparte in Italien gethan hatte, war bei ſeiner Rü>kehr nah Paris von der Menge faſt unbeachtet geblieben, und hatte den jakobiniſhen Häuptlingen ſogar den Hof machen müſſen. Bonaparte dagegen wurde von dem Volke mit lauter Bewunderung, von der Regie= rung mit höchſter Auszeihnung aufgenommen.

Bei der Menge der Theilnehmer an dem, zu Bonaparte's amtlichen Empfange , beſtimmten Feſte war der Hof des Palaſtes Luxemburg, in einen glänzenden Saal verwandelt, zu deſſen Begehung gewählt worden. In der Mitte dieſes Raumes befand ſi ein Altar des Vaterlandes, von den Bildſäulen der Gleichheit, der Freiheit und des Friedens überragt, und mit von der Armee von Îtalien eroberten Fahnen umgeben. Um Mittag kündigte eine Artillerieſalve den Anfang der Feierlichkeit an. Bonaparte hatte jedes Geleit abgeſchlagen, und begab ſi, nur von ſei= nem Adjutanten Marmont begleitet, zu Pferde na<h dem Luxemburg, wurde aber unterweges überall vom Volke erkannt, und mit unaufhör= lichem Jubel begrüßt. Als er in den Hof des Luxemburg eintrat, erhob ſi Alles, die Direktoren , die beiden Räthe, die Miniſter , die Generale von ihren Sißen, und ein einſtimmiger Ruf der Freude und Bewunde= rung tönte ihm entgegen. Talleyrand ſtellte, in ſeiner Eigenſchaft als Miniſter des Auswärtigen, den General dem Direktorium mit ſinnvollen, auf Bonaparte’s Perſönlichkeit fein berechneten, Worten vor. Jn Bonaparte's kurzer Nede, in welcher er feiner eigenen Thaten faſt gar niht erwähnte, fiel es auf, daß er mehr die Zukunft als die Gegenwart berührte, was auf den Gedanken führte, daß er ſich mehr in jene hinausverſetzte, als von dieſer befriedigt fühlte. Barras antwortete im Namen des Direktoriums, erging fi< in ſhwülſtigen Phrafen über die von Bo=-