Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

126 Neueſte Geſchichte 1. Zeitraum.

Abgang, interimiſtiſ<h mit dem Kommando der Armee von Italien be= kleidet, erhielt Befehl, unverweilt gegen Nom zu ziehen. Ehe dies no< geſhah, brachen an mehreren Orten, in Aucona, Peſaro, Sinigaglia u. ſt. w., Aufſtände gegen die päbſtlihe Regierung aus.

Der Pabſt hatte, von der Untauglichkeit ſeiner Truppen überzeugt, denſelben jeden Widerſtand gegen die Franzoſen verboten. Am 10. Februar rü>te Berthier, unter dumpfem Schweigen des Volkes, in die alte Hauptſtadt der Welt, welche ſeit 270 Jahren keinen Feind mehr geſe= hen hatte, ein. Von Berthier, ſonſt einem gemäßigten Maune, dex aber vom Direktorium beſtimmte Verhaltungsvorſchriften empfangen hatte, wurde jeßt in Rom ſelbſt eine Veranlaſſung zum gänzlichen Sturze der päbſt= lichen Herrſchaft geſucht. Den Eingebungen franzöſiſcher Sendlinge fol= gend, trat am 15. Februar eine ſtürmiſch bewegte Menge auf dem Forunt zuſammen, richtete einen Freiheitsbaum auf, und ließ den Ruf „Repu= blif! Republik! / erſchallen. Fünf in Bereitſchaft gehaltene Notarien Taßten ſoglei< eine Erklärung des Inhalts auf, daß das römiſche Volk feine unveräußerlichen Rechte zurü>nehme , ſi< von der päbſtlichen Re= gierung losſage, und eine republifaniſche Verfaſſung fordere. Die Vor= leſung dieſes Juſtruments wurde von unbändigem Jubel begleitet. Ber= thier zog hierauf, von ſeinem Generalſtab und den Häuptern der Unzufriedenen begleitet, nah dem Kapitol, proklamirte die römiſche Republik, und hielt eine pomphafte Rede, in welcher er die Namen Cato’s, Brutus?, Ciceros u. ſt. w. anrief, und das Volk ermahute , ſih ſeiner Vorfahren würdig zu zeigen.

Mehrere dur ihre Abneigung gegen die Franzoſen bekannten Kar« dinâle wurden in die Engelsburg gebracht, oder in ihren Wohnungen ge=

“ fangen gehalten. Dem Pabſt ward ſeine Schweizergarde genommen, und der Vatikan von franzöſiſchen Truppen beſezt. Da Pius VI. ſi weigerte, ſeiner weltlichen Herrſchaft zu entſagen, ſo wurde er an: 20. Februar von Rom nach Siena, und von da nach der Carthauſe bei Florenz abgeführt.

Die römiſche Bevölkerung lernte bald kennen, was es koſtete, mit Hülfe der franzöſiſchen Republikaner frei werden zu wollen. Es wurde der Stadt eine Kriegsſteuer von 6, der Landſchaft von 30 Mill. Fres., ohne anderweitige Lieferungen und den Unterhalt der franzöſiſhen Trup= pen zu rehnen, auferlegt. Berthier war vom Direktorium abberufen and Maſſena in ſeine Stelle geſeßt worden. Letterer befle>te ſeine gro= ßen militairiſchen Talente dur< eine unedle Habſucht, die keine Mittel der Befriedigung ſcheute. Die meiſten franzöſiſchen Militairbeamtez