Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

144 Neueſte Geſchichte. 1. Zettraum.

aber dieſen Gewaltſchritt nicht rechtfertigen konnten. Die Schweiz ſandte Bevollmächtigte zu dem damals in Raſtadt verſammelten Kongreß, die aber von den dort anweſenden franzöſiſchen Geſandten niht anerkannt wur= den, und bei den übrigen Kongreßmitgliedern keine Unterſtüzung fanden. Bern glaubte jezt wenigſtens zum Schein Etwas für die Wahrung der Schweizergränze thun zu müſſen, und ſtellte 10 Bataillone Milizen unter dem General Erlach von Nidau bis Solothurn auf. Dieſe Truppen=macht war aber nicht zahlreih genug, um den Franzoſen Achtung einzu= flößen. Im Grunde hoffte der berner Senat, wie überhaupt die ſ<wei= zeriſche Ariſtokratie, noh Alles dur Unterhandlungen retten zu können. Es war aber dazu bereits zu ſpät geworden.

Zwei und zwanzig waadtländiſche Flüchtlinge, Laharpe an der Spie, hatten im December (1797) eine Adreſſe an das Direktorium, mit der Bitte, ihrer Heimath zu ihrem Recht zu verhelfen, erlaſſen. Die= ſelbe wurde mit Beifall aufgenommen , und am 28. December Bern bedeutet, daß Frankreich das Waadtland in ſeinen Schuß nehme, und keine Beeinträchtigung deſſelben dulden werde. Um dieſer Erklärung Nach= dru> zu geben, wurde ein Korps von 10,000 Mann unter dem Ge= neral Menard nach dem genfer See hin in Bewegung geſeßt.

Die Schweiz konnte, ohne ſi in den Augen der Welt zu erniedriz gen, dem Gebote des Direktoriums nicht unbedingt Folge leiſten. Bern uud Schwyz ſc{i>ten Bevollmächtigte nah dem Waadtlande, um auf den Wege der Güte die innere Ruhe wieder herzuſtellen. Aber die waadtländiſchen Milizen nahmen das feſte Schloß Chillon ein, und in Lau-= ſanne trat eine Volksvertretung zuſammen. Zett erhielt der Oberſt von Wyß Befehl, das Waadtland mit Gewalt zu unterwerfen. Wyß, in Bern ein ſtrenger Ariſtokrat, und allen Zugeſtändniſſen an die Demo= kratie entgegen, war in Paris, wo er ſich während der Schre>enszeit im Auftrage ſeiner Regierung aufgehalten hatte, ein Bewunderer und * ſelbſt Schmeichler Robespierre's geweſen. Er nahm halbe Maßregeln, und beſchränkte ſih darauf, Yverdon zu beſetzen. Dex General Mes nard erließ hierauf eine Proklamation, worin er den Aufſtändiſchen den Beiſtand ſeiner Truppen zuſagte, und ſchi>te an Wyß einen Parla= meutaix ab, der ihn zur Räumung des Waadtlandes auffordern ſollte. Zwei dieſen Officier begleitende franzöſiſche Huſaren, welche den Anruf der ſ{weizeriſ<en Vorpoſten niht verſtanden, oder niht beantworten wollten, wurden von dieſen erſchoſſen. Menard, der hierin eine Feind= jeligfeit ſehen wollte, rüte jeßt in Lauſanne ein (26. Ianuar). Ein anderes franzöſiſhes Korps ſchlug dur< die Landſchaft Gex denſelbeu