Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

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Streitigkeiten zwiſhen Bern und dem Waadtland. 1453

auc in der Schweiz, wo es, wenn au< unter anderen Formen als in Frankreich , ebenfalls viel Dru> und Ungleichheit gab, wieder. Im Zahre 1790 richteten die waadtländiſchen Patrioten eine Eingabe an ven berner Senat, in der ſie zwar niht um vollkommene Gleidchſtel= lung, aber um Gewährung der Rechte, welche von Bern bei Ueber= nahme dieſer Provinz verſprochen worden waren, baten. Das Waadt= land wurde abſchlägig beſchieden. Es brachen Unruhen aus (1791), die von berner Truppen ohne Mühe unterdrü>t wurden. Die Häupter des Auſfſtandes, unter ihnen Amedée Laharpe, der ſich ſpäter in der Ar= mee von Îtalien auszeicnete, wurden geächtet, und mußten flüchtig werden. Sein Vetter, Cäſar Laharpe, in Petersburg als Erzieher der Großfürſten Alexander und Konſtantin levend, hatte von dort aus für die Emancipation des Waadtlandes dur< Scyriſten gewirkt, und wurde daz mals ebenfalls geächtet. Cäſar Laharpe begab ſi< 1797 nach Paris und ging das Direktorium lebhaft um eine Dazwiſchenkunft in den waadt= ländiſchen Angelegenheiten an.

Einen Vorwand zur Einmiſchung in die Zwiſtigkeiten zwiſchen Bern und Waadtland nahm das Direktorium von einer fern liegenden, und bis dahin ſelten berührten , Thatſache her. Im Jahr 1536 hatte Bern vem Herzoge von Savoyen das Waadtland entriſſen, und 1564 war der zwiſchen den kriegführenden Mäthten abgeſchloſſene Friede von Frankreich gewährleiſtet worden. Außerdem war aber auh dem Herzoge vou Savoyen eine Art von Schuß-= und Verwendungsrecht für ſeine ehemaligen Unterthanen von Bern zuerkannt worden. Aus doppeltem Grunde, einmal weil Frankreich Garant des Friedens von 1564 gewe= ſen, und dann, weil die Rechte der alten Herzöge von Savoyen, ſeitdem ihr Land zu Frankreich geſchlagen worden, auf dieſes übergegangen ſeien, beſchloß das Direktorium in der Schweiz zu interveniren.

Das Direktorium begann damit (September 1797), einen ſeiner diplomatiſchen Agenten, Names Mengaud, na Bern zu ſchi>en, um vort Beſchwerden über die Auſnahme von franzöſiſchen Ausgewanderten und zur Deportation verurtheilten Flüchtlingen (Carnot u. |. w.), über Duldung der Nänke des engliſchen Geſandten Wickham, und der Sendlinge des Prätendenten, anzubringen. Die wirkli<h vorhandenen Ur= ſachen zu Klagen wurden beſeitigt, und Wickham verließ die Schweiz. Bald darauf wurde der zur Eidgenoſſenſchaft gehörige Theil des Bis= thums Baſel: Biel, Erguel und das als Kriegspaß wichtige Münſter= thal, von franzöſiſchen Truppen beſetzt (15. December). Von Talleyrand und Mengauo wurden Erklärungen abgegeben, die beruhigen ſollten,