Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871
Fonquier-Tinrville's Berhaftung und ſpätere Hinrichtung. 17
zu beſtärken. Der Antrag, die Lage des im Temple gefangenen Sohnes Ludwig XVI. zu verbeſſern, ward mit der Bemerkung abgewieſen, man wiſſe zwar die Köpſe „der Tyrannen“ abzuſchlagen, aber nicht deren Kin= der zu erziehen. Während die Verfolgungsluſt gegen die Adeligen naz zulaſſen ſchien, indem das Geſet, welches ihnen ſeit dem 10. Auguſt 1792 den Aufenthalt in Paris verbot, zurücgenommen wurde, blieben die harten gegen die unvereidigte Geiſtlichkeit gefaßten Beſchlüſſe beſte= hen. Selbſt die in politiſcher Beziehung gemäßigten Mitglieder des Cenrums ließen ihrem Widerwillen gegen die Prieſter und die religiöſen Inſtitutionen, in ihren Reden und Berichten, den Ziegel ſchießen. Die Begehung gottesdienſtlicher Handlungen war nur innerhalb der dazu beſtimmten Lokale verſtattet, jedes äußere Zeichen aber, wie Glo>en, Kreuze u. \. w., blieb unterſagt. So wie kein Cultus vom Staate mehr anexfannt war, ſo wurde auch keiner von ihm beſoldet.
Ungeachtet des gegen Königthum und Kirche bei Gelegenheit ausHrehenden Fazatismus, der die Fortdauer des revolutionairen Fiebers vewies, wurden Beſtimmungen zum Rechtsſhutze der Verdächtigen und Angeklagten erlaſſen, zugleich aber einige der grauſamſten Werkzeuge der Schre>ensherrſchaft zur Unterſuchung gezogen. Fouquier-Tinville, dex ſo viele Unſchuldige auf das Schaffot gebracht hatte, war, Robespierre und deſſen unmittelbaren Anhang ausgenommen, in ganz Frankreich die Perſönlichkeit, welche den meiſten Haß erregte. Niemand hatte ſich ſo wie er zum Untergange der verſchiedenartigſten Individuen und Par= teien brauchen laſſen. Indeſſen konnte ihm, obgleich er von den beiden Ausſchüſſen abhängig geweſen, da er als Ankläger mit Gründen aufge= treten war, nicht die Unverantwortlichkeit des Henkers beigelegt werden. Er wurde ſhon wenige Tage nah Robespierre’s Sturz verhaftet, aber ſein Proceß, bei der Menge der gegen ihn gerichteten Beſchuldigungen und aufgeſtellten Zeugen, in die Länge gezogen. Er empfing erſt am 7. Mai 1795, mit 15 Richtern und Geſchwornen am Revolutions= tribunal, unter ihnen der ehemalige Präſident Herman, welcher bei dem Proceſſe der Königin eine Nolle geſpielt hate, unter unermeßlihem Beiz fall des Volkes, auf dem Blutgerüſt den verdienten Lohn.
Carrier, der, da er niht in Paris, ſondern in Nantes gewüthel hatte, anfänglich nicht ſo allgemein bekannt wie Fouquier-Tinville war, wurde ſpäter als dieſer zur Verantwortung gezogen, aber von der Hand der Gerechtigkeit früher erreicht. Er hatte, um ſich ſelbſt zu ſichern, einen großen Haß gegen Robespierre bei deſſen Sturz, und dann gegen ſei --
Andenken zur Schau getragen. Die erſte Veranlaſſung zur Auflégé.ge= ; PAL