Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

146 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

lamentaîx des Generals Menard begleitenden Huſaren, wurde von franzbſiſcher Seite als eine Verletzung des Völkerrechts angeſehen, und die Schweiz ohne Weiteres mit Krieg zu überziehen beſchloſſen.

Die Schweiz ſchwankte zwiſchen der Erinnerung an die Thaten der Vorfahren, Aufwallungen kriegeriſchen Muthes , und Niedergeſchlagen= heit und Beſorgniß vor der Erfolgloſigkeit kräftiger Entſchlüſſe. Die Tagſatzung in Aarau, an welcher aber Baſel niht Theil nahm, hatte am 25. Januar den Bundesſchwur in ſeiner urſprünglichen Form, wie x von den Gründern der Schweizerfreiheit abgelegt worden, wiederholt. Aber es war keine Eintracht, kein gegenſeitiges Vertrauen zwiſchen den Kantonen und den einzelnen Klaſſen dex Bevölkerung vorhanden. Wie oft unter freien Völkern, waren es auch diesmal in der Schweiz die nie= deren Stände, in welchen ſi< das Vaterlandsgefühl im Augenbli> der Gefahr am Mächtigſten regte. Aber die Selbſtſucht und Furchtſamkeit der Ariſtokratie lähmte den Aufſhwung, und ließ das Volk im entſcheidenden Moment ohne Leitung.

Zwei franzöſiſche Korps, das eine unter Brune, Menard's Nachfolger, das andere unter Schauenburg , der früher bei der Rheinarmee geſtanden / zogen gegen die Schweiz heran. Die Beſorgniß vor gänz= lichem Untergange riß endlich die Schweizer aus ihrer Unentſchloſſen= heit empor, und ein aus Milizen und Freiwilligen von Bern, Frei= burg und Solothurn beſtehendes Heer, zu welchem nur wenig zahlz reihe Schaaren aus Luzern, den drei Waloſtätten und Glarus geſtoßen waren, hatte ſi< unter Erla zwiſchen Freiburg und Solothurn aufge= ſtellt. Dieſe Truppen mußten, vermöge der verkehrten Politik ihrer Ne= gierungen, den geeignetſten Zeitpunkt zum Kampf gegen die Franzoſen, welche ihre Macht nur langſam zuſammenziehen konnten, unbenußt vor= übergehen laſſen. Dex berner Senat glaubte noh immer mit Erfolg unterhandeln zu können. Durch Verhaltungsvorſchriften aus Bern in ſeinen Plänen durchkreuzt, mußte Erlach in einem Augenbli> bei Brune einen Waffenſtillſtand na<hſuchen, wo dieſer einem Angriff der Schweizer niht gewachſen geweſen wäre. Erlach erhielt Befehle und Gegenbefehle, wagte nicht nac eigener Einſicht zu handeln, und ſette ſi, weil er zu dé.n berner Patriciat gehörte, bei der aufgeregten Stimmung ſeiner Krieger , dem unbegründeten Verdachte des Verrathes aus. Auf dieſe Art ward Brune und Schauenburg Zeit gelaſſen, in ihre Maßregeln Einheit zu bringen. Die Franzoſen nahmen an demſelben Tage (2. März) Freiburg und Solothurn ein. Brune ließ am 3. März die Kapelle, wo die Ueberreſte der in der Schlacht von Murten (22, Junius 1476) ge=