Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Gefechte bei Fraubrunnen und Neuenegg. 147

fallenen Soldaten Karl's des Kühnen aufgeſammelt waren , niederbrennen und die Gebeine der Erde übergeben.

Bei der Nachricht von dem Vorrü>en der Franzoſen, der Einnahme zweier Bundesſtädte und der Vernichtung eines ihrer nationalen Denk= male flammte die Wuth der Schweizer auf, und ſie verlangten , augen= bli>lich gegen den Feind geführt zu werden. Am 5. März kam es end= li< zwiſchen Fraubrunnen und Neuenegg zum Entſcheidungskampfe, in welchem die gerehte Sache unterlag. Es war von Seiten der Schweizer keine Prahlerei, daß ſie ſich no< immer für eine der kriegeriſchſten Bevöl= kerungen Europa's hielten. Alles, was perſönliche Tapferkeit vermag, ward von ihnen an dieſem Tage geleiſtet. Sechzehntauſend Milizen und Freiwillige, ohne Artillerie und Reiterei, von welchen die Meiſten nie einem Gefecht beigewohnt hatten, widerſtanden mehre Stunden lang 31,000 regelmäßigen franzöſiſchen Truppen , die früher alle am Rhein oder in Italien gefochten hatten. Fünfmal hatten die Schweizer die franzöſiſchen Batterien, von welchen ganze Reihen von ihnen niederge=ſtre>t wurden, mit dem Bajonett angegriffen. Frauen und Mädchen aus dem berner Oberlande kämpften an der Seite ihrer männlichen Ver= wandten mit. Als die Franzoſen, Herren des Schlachtfeldes, die Todten begruben, wurden da, wo die Schweizer geſtanden hatten, gegen zweiz hundert weibliche Leichname gefunden. Am Abend des 5. März rückten die Franzoſen in Bern ein.

Die Schweizer, welche den ſtolzen Wahn hegten, gut angeführt, un= überwindlic zu ſein, hatten ſhon am 3. März, in Folge eines nachthei= ligen Gefechtes gegen die Franzoſen, mehre ihrer Officiere ermordet. Nach der Niederlage am 5. März ward von ihnen derſelbe Frevel an dem tapferen Erlach, den ſie mit Kolbenſchlägen und Bajonettſtichen lang= ſam zu Tode brachten, begangen. Derſelbe hatte ſein Schi>ſal vorausgeſehen , und war am Morgen der Schlacht, beim Anbli> der aufgehen=den Sonne, gegen einen ſeiner Adjutanten in die Worte ausgebrochen: „Es iſt dies für mic der lezte Sonnenaufgang, ih werde ihren Unter= gang nict erleben ! ‘“

Nach der Einnahme Berns, der die Unterwerfung der ganzen weſt= lichen und nördlichen Schweiz folgte, fingen die franzöſiſhen Verwaltungsbehörden und Militairbeamten in derſelben Weiſe, wie in Belgien, Holland und Îtalien, zu ſchalten an. Nicht nux, daß der berner Staats= ſhab*) und das Zeughaus mit einem ſelbſt eines größeren Staates würdigen

5) Nah franzöſiſchen Angaben enthielt er aht, nah ſ<weizeriſhen zwanzig Millionen Frauken,

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