Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Ankunft der Franzoſen vor Malta. 155

portſchiffen, welche von einer Kriegsflotte von 13 KLinienſchiſfen, 6 Fre=gatten, 12 Briggs u. ſt. w. begleitet waren. Den Oberbefehl über die Flotte führte der Admiral Bruèys, dem die Contreadmirale Villeneuve und Ganteaume beigegeben waren.

Die Expedition war bis zur Landung in Aegypten vom glü>lichſten Erfolge begleitet. Es lag zwar eine engliſche Flotte unter Lord St. Vin= C r Cadix, um die Vereinigung der franzöſiſchen und ſpaniſchen

E , welche, nah der Meinung der Engländer, gegen ihre Küſte be=-

inmt waren, zu hindern. St. Vincent hatte den Admiral Nelſon mit einem Geſchwader zur Beobachtung des Hafens von Toulon abgeſchi>t, derſelbe war aber, gerade am Tage der Abfahrt der franzöſiſchen Expe= dition, von widrigen Winden genöthigt worden, ſüdwärts zu ſegeln, und über die Richtung der franzöſiſchen Flotte ohne Kunde geblieben.

Am 6. Junius langte die Expedition vor der Inſel Malta an. Der militairiſch- geiſtliche Orden, welcher dort ſeinen Sib hatte, war ſchon ſeit langer Zeit an Kraft und Ruf geſunken. Anſtatt, wie es ſeine Pflicht geweſen wäre, die algeriſchen, tuneſiſchen und tripolitaniſhen Seeräuber mit aller Macht zu bekämpfen, begnügte er ſi damit, alljähz rig einige Galeeren auszuſchi>en , welche ſi ſo nahe als möglich an der italieniſchen Küſte hielten, der Begegnung mit ihren Feinden ſorgfältig auswicen, an den Luſtbarkeiten der größeren italieniſchen Hafenſtädte Theil nahmen, und dann zurüfehrten. In Malta ſelbſt waren, mit Aus-= nahme des Großmeiſters und der Würdenträger des Ordens, verhältniß= mäßig nur wenige Nitter anweſend. Die meiſten von ihnen lebten auf den ihnen zu lebenslänglicher Nußnießung angewieſenen Beſißungen, die in ‘der ganzen katholiſchen Welt zerſtreut lagen. Keine mittelalterliche Zuſtitution war ſo ſehr, wie der Johanniterorden, ausgeartet , weil keine andere ſo wenig mit dem Geiſte der Zeit übereinſtimmte.

Die tüchtigſten unter den zur franzöſiſchen Zunge gehörigen Rit= tern, welche immer die Hauptſtärke des Ordens geweſen, hatten ſchon vor Jahren die Inſel verlaſſen, um in der Vendée, in der Bretagne und am Rhein für die Sache des Königthums zu kämpfen. Die zurügeblie= benen Ordensmitglieder waren bejahrt, unentſchloſſen, und die Franzoſe: unter ihnen ihrer Verhältniſſe überdrüſſig geworden , und den neue Ideen zugewandt. Der Großmeiſter Graf von Hompeſh konnte nu dem Namen nach für einen Nachfolger von Helden, wie Lavalette und L'Isle Avam im ſechszehnten Jahrhundert geweſen, gelten. Er hatte ſich, obgleich er von der feindlichen Geſinnung Frankreichs gegen ſeine1 Orden unterrichtet ſein mußte , einer trügeriſchen Sicherheit überlaſſen