Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

154 Neueſte Geſchichte, 1, Zeitraum.

großer Umſicht zu Werke gegangen. Sein Stab war eben ſo tüchtig als zahlreih. Zu den bekannteſten Namen darunter gehören: Kleber, Dez ſaix, Davouſt, Bertrand, Duroc, Friant, Junot, Lannes, Savary, Murat, Marmont, Belliart, die Polen Sulkowsky und Zajoneze>. Er war au von ſeinem vierten Bruder Louis Bonaparte *) und ſeinem» no< ſehr jungen Stiefſohn Eugen Beauharnais begleitet. Berthier war, wie in Italien, Chef des Generalſtabes.

Bonaparte’s weit bli>ender Geiſt zeigte ſi in der bedeutenden Anzahl von Gelehrten und Künſtlern, Archäologen , Naturforſchern, Zeichz nern, welche er der Expedition zugeſellte. Nach ſeiner Abſicht war es dabei niht nur auf eine Eroberung Aegyptens, ſondern auch auf eine Erforſchung ſeines Bodens und ſeiner Geſchichte abgeſehen. Berthollet, Monge, Denon befanden ſi in Bonaparte's Gefolge. Letterer, einſt Page am Hofe Ludwig XV., war von der Natur mit einem beſonders feinen Sinne für bildende Kunſt, den er durch einen langen Aufenthalt in Italien ausgebildet hatte, ausgeſtattet worden. Dieſer geiſtige Im= puls zur Kenntniß Aegyptens hat ſeine Früchte getragen. Aegypten iſt als Eroberung für die Franzoſen wieder verloren gegangen, aber es hat dadurch für daſſelbe eine neue Epoche begonnen, und Europa ſeine Augen von dieſem Lande der Wunder und Räthſel ſeitdem niht mehr abgewandt.

Bonaparte hatte gewünſcht, daß das Direktorium ſi< mit der Pforte über eine Landung an der ägyptiſchen Küſte, als angebli<h nur einen Durchmarſch zum Zwe> habend , verſtändigte, und deshalb einen Geſandten nah Konſtantinopel ſchi>te. Die Souverainetät der Pforte über Aegypten war eine rein nominelle, indem ihr Stellvertreter in Cairo nicht die geringſte Macht ausübte, ſondern Alles von den Beys der Maz meluken abhing. Man glaubte deshalb von franzöſiſcher Seite, daß in Konſtantinopel Erklärungen, die übrigens nur Vorſpiegelungen ſein konnten, Gehör gegeben werden würde. Talleyrand war zu den Unterhand= ſungen mit der Pforte beſtimmt worden. Derſelbe hatte aber, alle Ver= ſuche der Art für vergeblih haltend, ſeine Abreiſe nah Konſtantinopel von einem Zeitpunkt auf den andern , bis es dazu zu ſpät geworden war, verſchoben. Der Sturm brach über Aegypten los, ohne daß die Pforte vorher davon benachrichtigt geweſen wäre.

Am 19. Mai (1798) lief die Expedition aus dem Hafen von Tou= ſon aus. Sie beſtand aus 36,000 Mann Landtruppen und 300 Trans=

%*) Derſelbe kehrte aber, weil er ſi< an das Klima nicht gewöhnen konnte, {ou im Aufange des Jahres 1799 aus Aegypten na< Frankreich zurü>,