Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Séhlacht bei den Pyramiden. 159

Die Mameluken, Eigenthiütmer des meiſten Grundes und Bodens in Aegyptens, wurden, dur im Kaukaſus gekaufte Sklavenknaben, er= gänzt. Das unnatürliche Laſter, welches unter ihnen ſeit langer Zeit herrſchend geworden, verhinderte ſie, ſich fortzupflanzen. Sie waren jeder, nah Mafßgabe ihres Ranges und Vermögens , von einer Anzahl junger Leute umgeben, die auf das Sorgfältigſte in den Waffen unterrichtet wurden, und ihnen zugleich als Werkzeuge zur Befriedigung ihrer Lüſte dienten. Die jüngeren Mameluken erbten, wie in einem Kloſter die Mönche, die Habe ihrer älteren Gefährten , wenn dieſe mit Tode abgin= gen. Die Mameluken galten als leichte Reiter, und im Vorpoſtengefect für unübertrefflich. Aber ihr Fußvolk und ihre Artillerie, aus albaneſiſchen und bosniſchen Abenteurern zuſammengeſeßt, konnte nicht den entfernte= ſten Vergleich mit den europäiſchen Waffen der Art aushalten. Als Bonaparte Aegypten angriff, ſtanden zwei Beys, Murad und Ibrahim, an der Spige der Mameluken, von welchen, ſelbſt in den Mugen der Franzoſen, der erſtere für ein bedeutendes militairiſhes Talent galt.

Am 10. Zulius ſtieß die franzöſiſche Vorhut bei Ramanjeh auf 800 Mameluken , die bald zerſtreut wurden. Am 13. Julius kam es bei Chebreiſſe zu einem hartnä>igen Gefeht, in welhem 6= bis 700 Maz meluken auf dem Plaß blieben. Murad und Ibrahim hatten, mit 10,000 Reitern und 50,000 Mann Fußvolk, eine feſte Stellung bei Embaheh, am Fuß der Pyramiden, wo die Franzoſen von ihnen erwartet wurden , ge= nommen. Am 21. Julius kam es zur Schlacht. Die Gluth des Tages wirkte niederdrü>end. Weit hin brannte die Wüſte glei einem von der Sonne beſchienenen Meere. Sinn und Auge waren wie geblendet, Aber Bonaparte riß Alles durch ſeine Entſchloſſenheit und Zuverſicht fort. „Von der Höhe dieſer Pyramiden ,“ rief er ſeinen Soldaten zu, „ſchen vierzig Jahrhunderte auf euh herab!“ — Die wüthendſten An=griffe der Mameluken prallten an den franzöſiſchen Viereden wirkungslos ab. Die Franzoſen ſtanden ſo feſt, daß ſie ihren Feinden an einander gebunden zu ſein ſchienen. Das Lager von Embaheh und die ganze Artillerie wurden genommen, 1500 Mameluken niedergemacht, und mehre Tauſende in den Nil getrieben. Ihr Fußvolk war nach kurzem Wider= ſtande ganz auseinander geſprengt worden. Murad und Ibrahim kamen mit nur 2500 Reitern davon. Es war dies eine Schlacht ähnlich mancen unter denen, welche einſt zwiſchen Griechen und Perſern geſchlagen worden. Denn das franzöſiſche Heer ſoll, wie man behauptet, nur 10 Todte und 30 Verwundete verloren haben. Eine große Beute fiel in