Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

158 Neueſte Geſchichte. 1, Zeitraum,

von Athen und Nom geweſen Drei der mächtigſten in der Geſchichte aufgetretenen Perſönlichkeiten, Alexander, Cäſar und Auguſtus , hatten daſelbſt eine Zeit lang gewaltet. Pompejus war, nachdem er die Welt von den Pyrenäen bis zum Kaukaſus mit ſeinem Namen erfüllt hatte, geſchlagen, flüchtig, an dieſem Strande ermordet und ſeine Leiche auf demſelben, aus dankbarer Verehrung, von der Hand ſeines Freigelaſſenen und eines alten römiſchen Kriegers verbrannt worden. Die äußeren Spuren von dem Allen waren verweht , aber die gewaltigen Namen und Ereigniſſe lebten im Gedächtniß der Menſchheit fort. Bonaparte irrte am Abend unter den Ueberreſten des alten Alexandriens umher, und äußerte ſich über die großen Männer, welche dort einſt erſchienen wa= ren, in einer Weiſe, die ſeine innere Verwandtſchaft mit, denſelben bez kundete.

Von Bonaparte wurde, um ſi ſo raſh, als mögli, Cairo's, der Hauptſkadt Aegyptens, zu bemächtigen, der bequemeren aber längeren Straße, von der Nilmündung bei Roſette den Strom hinauf, der bez (<werlichere aber kürzere Weg, welcher gerade dur< die Wüſte in das Innere des Landes führt, vorgezogen. Die Flotte erhielt von ihm Bez fehl, nah Ausladung ihrer Vorräthe entweder in den Hafen von Alexan= drien einzulaufen, oder, wenn dies unmöglich ſein ſollte, nah Frankreich zurüzukehren. Eine mit Kriegsbedürfniſſen und Proviant verſehene Nilflotille war dazu beſtimmt, ſtromaufwärts fahrend , mit dem Heere in Verbindung zu bleiben, und daſſelbe mit allem Nöthigen zu verſorgen.

Die von Bonaparte in Aegypten befehligten Truppen hatten größz tentheils ſhon Jahre lang vorher Krieg geführt, und waren an Be= \{werli<keiten aller Art gewöhnt. Aber der einförmige Anbli> der Wüſte, die erſti>ende Hitze, der Mangel an Waſſer wirkten auf dieſe reizbaren und leidenſchaftlichen Naturen ſo heftig, daß Viele unter ihnen ſich der Verzweiflung überließen, und Manche in ihrer Wuth ſi ſelbſt entleibten. Sie hatten vor ihrem Abzuge von den Genüſſen des Orients geträumt, und ſahen ſi jezt den härteſten Entbehrungen ausgeſeßt. Sie klagten den Ehrgeiz der Generale und die Wißbegierde der Gelehrten wegen dieſer fernen Expedition an, und gaben dem Direktorium Schuld, ſi ihrer abſichtlih entledigen zu wollen. Bonaparte bedurfte ſeiner vollen Geiſtesgegenwart und Charafterſtärke, um die Manneszucht in dem Heere nicht auseinander fallen zu laſſen. Endlich ward am vierten Tage der Nil bei dem Dorfe Ramanjeh erreiht. Die Freude der Soldaten war gränzenlos. Es gab deren , welche den Fluß nicht mehr verlaſſen wollten und in ihm umkamen.