Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Vernichtung der franzbſiſ<hen Flotte bet Abukir, 164

Nelſon hatte am 25. Zulius die ſicilianiſhe Küſte verlaſſen, und am 28. Julius in Coron Gewißheit von der franzöſiſchen Landung in Aegypten erhalten. Am 31. Julius gegen Abend ſtiegen einzelne engli-

ſhe Schiffe am Geſichtskreis von Abukix auf. Es war dies Nelſon's /

Vorhut. Am 1. Auguſt Nachmittags um 3 Uhr langte der engliſche Admiral mit ſeiner ganzen Macht an, und traf ſogleich Anſtalten zur S@hlacht. An Zahl und Ausrüſtung der Schiffe ſtand die engliſche der franzöſiſchen Flotte eher nah, als daß ſie ihr überlegen geweſen wäre. Nelſon begann die Schlacht mit zwölf Schiffen von 75 und einem von 54 Kanonen, und manche derſelben waren ſhon alt und abgenußt. Er verließ ſi< aber auf die Geſchiklichkeit und Erfahrung der Bemannung, und ſein eigenes überlegenes Talent. Er faßte den kühnen Entſchluß und führte ihn glü>li< aus, einen Theil. ſeiner Schiffe dur< die Inſel vor Abukir und die Küſte hindurhzuführen, um die franzöſiſche Flotte von zwei Seiten her anzugreifen. Gleich im Anfange des Gefechts ward die franzöſiſche Nachhut unter Villeneuve von dem Haupttreffen abge= ſ{nitten. Einige Stunden lang wogte der Kampf ohne Entſcheidung fort. Von beiden Seiten wurde alles Mögliche gethan , um den Sieg zu erringen. Admiral Bruèys, ein ſehr tapferer aber, in Bezug auf geiſtige Begabung, ſeiner hohen Stellung niht ganz gewachſener Mann, wurde, während er ungeachtet zweier Wunden auf dem Verde blieb, zu= [eßt von einer Kanonenkugel getödtet. Er hatte mit den ihm zunächſt ſtehen= den Officieren keinen Plan verabredet, ſondern nah augenbli>licher Ein= gebung gehandelt. Seine Signale waren niht alle bemerkt, oder zu ſpät befolgt worden. Sein Tod brachte in den Bewegungen der franzö= ſiſchen Flotte eine große Verwirrung hervor.

Nachdem es Nacht geworden, gerieth der „Orient“, dur einige Fäſſer Oel, die man zu entfernen verſäumt hatte, in Brand. Das Schiff war außerdem kurz vorher neu angeſtrichen geweſen. Das Feuer durllief bald den ganzen Raum, und konnte nicht mehr gelöſ<t werden. Fünfhundert Mann und hundertundzwanzig Kanonen verſanken. Freund und Feind vermieden den brennenden Koloß, bis der Brand in den Fluthen erloſ<hen war. Aber während die engliſche Flotte von vermehrter Zuverſicht ergriffen wurde, und in ihren Bewegungen die größte Ge= nauigkeit und Raſchheit zeigte, wurden die Franzoſen zwar niht von Todesmuth, aber von Siegeshoffnung verlaſſen. Ihre Schiffe waren ſo unvortheilhaft aufgeſtellt, daß ſie einander niht zu Hülfe kommen konn= ten, und faſt jedes derſelben einzeln foht. Die Unienſchiffe: le Guer= xier, le Conquerant, le Spartiate, l’Aquilon , le Peuple-Souverain ſtriz

Ve>er, Weltgeſchichte. 8. Aufl. XV, 14