Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

170 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

14. Beſeung Neapels dur< die Franzoſen. Parthenopäiſche Republik.

Frankreich ſah ſi<, während Bonaparte's Siegen in Aegypten, in eine gefährliche Lage verſeßt. Im Innern ſchien, bei der Shwäche und Willkühr des Direktoriums, bei der zwiſchen ihm und den beiden Räthen herrſchenden Uneinigkeit, bei der Ohnmacht der Geſete, Alles bald aus= einander fallen zu müſſen, und die Verhältniſſe zum Auslande nahmen eine immer bedenklicher werdende Spannung an. England ſchürte das an allen Höfen glimmende Feuer des Haſſes gegen die Revolution ge= ſ<äftig an, und ſuchte, wenn eine Macht ſich aus Erſchöpfung zum Frieden entſchloſſen hatte, dieſelbe, dur< Hinweiſung auf die von den fran= zöſiſhen Grundſäßen her drohenden Gefahren, dur< Anerbietung von Hülfsgeldern, zu neuem Kampfe gegen jenen Herd des Umſturzes zu reizen. Bei der Pforte bedurfte es der engliſchen Einflüſterungen nicht. Sie war ohnedies, wegen des Angriffs auf Aegypten, gegen Fraukreih aufgebracht. Oeſterreih fühlte ſi<, wegen der von dem Direktorium herbeigeführten gewaltſamen Umgeſtaltung der Schweiz, deren Beſezung dur franzöſiſ<e Truþpen, und die Behandlung des Pabſtes tief verlet. Hierzu kam noh die in Wien übel empfundene Zögerung der fran zöſiſhen Diplomatie, die, in einem geheimen Artikel des Friedens von Campo Formio, Oeſterreich auf Koſten Bayern's, zugeſagte Vergrößerung am Inn zur Ausführung zu bringen. Auf dem ruſſiſchen Throne ſaß ſeit dem 17. November 1796 Kaiſer Paul T., von dem zu erwarten ſtand, daß er ſi< niht, wie ſeine Mutter Katharina IT., mit leeren Drohungen gegen die Revolution begnügen, ſondern die erſte günſtige Gelegenheit, an einem Bündniß gegen dieſelbe Theil zu nehmen, benußen würde. Obgleich Oeſterreich und Rußland ſchon in der Mitte des Jahres 1798 zum Kriege gegen Frankreich entſchloſſen waren, ſo verbargen ſie doch ihre Abſichten ſo lange, bis die nothwendigen Vorbereitungen vollendet ſein würden. Aber eine der militairiſ<h ſ{<wächſten Mächte Europa's, Neapel, die am Unmittelbarſten unter England's Einfluß ſtand, glaubte ſi<h durc die Demokratiſirung des Kirchenſtaates in nächſter Nähe gefährdet , und hielt, von Oeſterreih's und Rußland's Abſichten gegen Frankreich uns terrichtet, bei der Entſ:ndung des erſten Felrherrn und der beſten Trup=pen der Republik nah Aegypten den Augenbli> zu einer neuen Schilderhebung gegen dieſelbe geeignet.

Neapel hatte, von Bonaparte's Siegen in Italien erſchre>t, 1796