Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

188 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

ſüdlichen Deutſchland und in Italien mit einander in Verbindung bringen. Maſſena, unter welchem Oudinot, Lecourbe, Guidin, Deſſolles, Loiſon, Menard, Turreau, Souham befehligten, überſchritt am 6. März bei Sargans den Rhein, und warf ein öſterreichiſhes Corps unter dem General Auffenberg bis Chur zurü>, wo es ſi zerſtreute, und Auffen= berg gefangen genommen wurde. Maſſena's Abſicht, in das Vorarlber= giſche, um ſi< dort mit Jourdan zu vereinigen, vorzudringen, wurde von dem tapferen Widerſtande der Oeſterreicher unter Hoße und Jellachih verhindert. Nach dem Treffen bei Feldkirch (23. März) mußte Maſſena die früher davon getragenen Vortheile aufgeben und ſih zum NRückzuge entſchließen. Im ſüdlichen Graubünden nahm dagegen der Krieg eine für die Franzoſen günſtige Wendung an. Lecourbe zog von Bellinzona, Deſſolles vom Veltlin aus heran. Beide vereinigten ſi< und braten den Oeſterreichern bei Nauders und Taufers empfindliche Verluſte bei.

Ein öſterreichiſhes Heer von 78,000 Mann, unter dem Erzherzoge Karl, war zum Angriff auf die franzöſiſche Donauarmee, welche nur 35,000 Mann zählte, beſtimmt. Unter Jourdan dienten Generale wie Soult, Lefebvre, Gouvion St. Cyr, Vandamme, Hautpoult, welche ſhon viele Beweiſe von Befähigung abgelegt hatten. Aber es fehlte, ſelbſt von der numeriſhen Schwäche abgeſehen, an Einheit in der Leitung, indem der franzöſiſche Obergeneral niht an Talent über ſeinen Diviſionairen, die ziemlich eigenmächtig handelten, ſtand, während bei den Oeſterreichern der Erzherzog eben ſo ſehr an Genie als Rang her= vorragte, und die Seele aller Unternehmungen war. Am 21. März wurden Soult und Lefebvre bei Oſtrach geſchlagen und zum Rüczuge gezwungen. Am 25, März kam es bei Sto>ach zu einer Schlacht, in welcher die Oeſterreicher, ungeachtet der Tapferkeit ihrer Feinde, einen glänzenden Sieg davon trugen. Jourdan, mit dem Dixektorium wegen der geringen Zahl und ſchle<ten Ausrüſtung des ihm übergebenen Hee= res unzufrieden, legte das Kommando nieder. Sein Nachfolger General Ernouf führte die Armee auf das linke Rheinufer zurü>. Bernadotte, der ſhon im Anfange März Mannheim eingenommen hatte, und ſi< zum Bombardement von Philippsburg anſchi>te, fühlte ſi< jeßt, na< der Niederlage der Donauarmee und deren Rü>zuge, zum Widerſtande gegen die Oeſterreicher zu ſ<wa<, und ſandte ebenfalls dem Direktorium ſeine Entlaſſung ein. Die Armee vom Mittelrhein wurde unter Maſſena's Befehl geſtellt.

Frankreich wäre jebt bei raſchem Vordringen der Oeſterreicher einem Eiufalle in ſein eigenes Gebiet ausgeſeßt geweſen. Aber der Erzherzog