Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871
46 Neueſte Geſchichte, 1. Zeitraum.
vem Lande, welches ſie erobern ſollte (italieniſhe Armee), benannt. S8 war dies eine theilweiſe Reminiscenz an das Princip, welches bei der neuen Eintheilung des Landes vorgeſhwebt hatte. Dieſe Armeen, deren oberſte Anführer während der Schre>enszeit , je nah der Gunſt oder dem Mißtrauen der politiſchen Machthaber, oft wechſelten, und von Fehr ungleicher Stärke waren, wurden zuweilen raſh zuſammengezogen, und dann wieder ſelbſtſtändig organiſirt, behielten jevo< im Ganzen während dieſes Feldzuges die thnen urſprünglich beigelegten Namen, und find durch ſie in der Kriegsgeſchichte berühmt geworden.
Den Franzoſen gegenüber, zum Theil auf franzöſiſhem Boden, ſtanden an der Nordgränze Oeſterreicher, deutſhe Reichstruppen, Eng=länder, Hannoveraner und Holländer, unter dem Prinzen von Koburg, dem Herzoge von York, zweitem Sohne Georg TIT. von England, und dem Erbprinzen von Oranien. Die entſcheidende Stimme im Kriegs= rathe war dem Prinzen von Koburg, als öſterreichiſhem und Reichsfeld= marſhall, und weil er ſih an der Spitze des ſtärkſten Kriegskontingents befand, beigelegt worden, Im April (1794) kam Kaiſer Franz IT. in den Niederlanden an, hielt einen feierlihen Einzug in Brüſſel, beſ<wor daſelbſt die alte Verfaſſung des Landes, was ſeit Karl V. niht mehr ge= ſehen war, und wurde zum Herzoge von Brabant ausgerufen (23. April). Seine Anweſenheit ermuthigte ſeine Truppen, übte aber auf die Fühz rung des Krieges keinen Einfluß aus. — Ein öſterreichiſches Korps un= ter General Beaulieu ſollte das Luxemburg'ſche de>en. Am Mittelrhein und an der Moſel waren Preußen, Sachſen und Heſſen unter dem Feld= marſhall Möllendorff vereinigt, der ſtatt des Herzoges von Brauſchweig ®) den Oberbefehl übernommen hatte. Bei Manheim und weiter am Rhein hinauf lagen Oeſterreicher und Reichstcuppen unter dem Herzoge von Sachſen-Teſchen. Von den Alpen aus wurde Frankreich von Sardiniern und Oeſterreichern, von den Pyrenäen her von Spaniern, mit welchen ſi ein Korps Portugieſen vereinigt hatte, bedroht. Die gegen die fran-= zöſiſhe Republik aufgeſtellte Heeresmacht mochte ungefähr 350,000 Mann betragen. Aber während in Frankreich die militairiſhen Operationen von einer einzigen Behörde, dem Wohlfahrtsaus\ſchuſſe, und in dieſem wiederum von einem großen ſtrategiſchen Talent, wie Carnot, und deſſen militairiſh-topographiſchem Bureau entworfen , und in der Ausführung
*) Braunſchweig hatte in einem an Friedrih Wilhelm IT. gerichteten Schreiben (6. Januar 1794), ſeine Unzufriedenheit mit den bisher getroffenen Maßregeln , ſeine Beſorgniſſe für die Zukunft lebhaft ausgeſprochen, und ſeine EutlaſFung eingereiht.