Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871
Unternehmungen der 1talieniſhen und der Alpen-Armee. 93
Yber den Rhein zurü>. Moreaux wandte ſi< na< dem Trierſchen, um ſi< mit der Sambre- und Maäsarmee in Verbindung zu ſegen. Clair= fayt ſandte Verſtärkung, um Trier zu de>en, und verlangte preußiſche Hülfe, die ausblieb. Am 9. Auguſt zog Moreaux in Trier ein. Zwiſchen den öſterreichiſchen und preußiſchen Befehlshabern kam es, in Folge dieſer Ereigniſſe, zu Vorwürfen und Zwiſtigkeiten, welche in die Oeffentlichkeit übergingen , und die Auflöſung des zwiſchen den beiden Mächten gegen Frankreich beſtehenden Bündniſſes vorausſehen ließen.
An ven übrigen Gränzen ward von beiden Seiten heftig, aber längere Zeit über ohne einen den Anſtrengungen entſprechenden Erfolg gefochten. Die italieniſhe Armee, in der Grafſchaft Nizza gelagert, und von dem tapferen, aber dur Kränklichkeit gehemmten General Dumer= bion befehligt, beſaß in Napoleon Bonäparteunv Maſſena zweiniilitairiſche Talente exſter Größe, die aber auf dieſem beſchränkten Schauplay keine Gelegenheit zu glänzenden Thaten fanden. Die Franzoſen wollten ſi{< ver Bergpäſſe, welche von Süden her nah Piemont führen, bemächtigen. Zu dem Ende verlezte Maſſena die Neutralität der Republik Genua,
was übrigens ſcon früher von Engländern und Pieinonteſern geſchehen war, zog auf beſchwerlichen Bergpfaden an der Küſte entlang, bemächtigte ſi naqh einem blutigen, bei Santa Agata über die Oeſterreicher ge= wonnenen Gefecht-Oneglia's, Ormea's, und nahm das Deſilé von Saorgio ein (29. April). Mit dem Col di Tende, dem höchſten Punkt der Seealpen, fiel der Schlüſſel zu Piemont in franzöſiſche Gewalt (10. Mai). Das italieniſche Heer war aber zu wenig zahlreich, um weiter vorrüden zu können. -
Die Alpenarmee, in dem allgemeinen franzöſiſchen Kriegsplan als linker Flügel der italicniſhen Armee angeſehen, war, während des Wiri= ters von 1793 bis 1794, zwiſchen Gap, Barcelonnette und Chambery gelagert geweſen. Der Wohlfahrtsaushuß befahl die Offenſive auf vieſem Punkt gegen die Sardinier, und die mit ihnen verbundenen Oeſterreicher zu ergreifen. Am 29. April bemätigten ſich die Franzoſen der Zugänge zu dem kleinen St. Bernhard. Am 13. Mai wurde der von ven Piemonteſern ſtark befeſtigte Mont Cenis, am 5. Junius der Paß der „Barrikaden“ genommen, und das ſardiniſche Heer, welches bei Aſſiette ein feſtes Lager bezogen, zur Aufgebung deſſelben gezwungen. Die Alpenarmee wäre jeßt im Stande geweſen, in Piemont ſelbſt einzufallen, aber Krankheiten und Mangel an Erſabmannſchaft ſtellten ſi< weiteren Unternehmungen entgegen. Am 21. September wurde von beiden