Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871
96 : Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.
Die zur See und in entfernten Weltgegenden von den Franzoſen erlittenen Unfälle wurden über den Erfolgen, welche ihre Waffen zu Lande und unter den Augen Europas davon trugen, vergeſſen. Die Oeſterreicher waren, wie oben erwähnt worden, über die Maas zurü>= gegangen. Sie wurden hierauf von Marceau bei Aspremont geſchlagen (18. September). Jourdan ließ ihnen keine Ruhe, drängte ſie bis Zülich zurü>, und brachte ihnen am 2. Oktober bei Aldenhoven eine Niederlage bei, welche das lebte Ereigniß des Jahres 1794 auf dieſem Theile des Kriegsſchauplatzes war. Nah ver Einnahme von Landrecies, Quesnoy, Condé und Valenciennes ſtieß der General Scherer mit 20,000 Mann zur Sambre=- und Maasarmee , die jezt auf 100,000 Mann heranwuhs. Die Oeſterreicher zogen ſi hinter den Rhein zurü>. Am 4. Oktober rü>ten die Franzoſen in Köln, am 23. Oktober in Kob= lenz, zwei Jahre vorher das Hauptquartier der Emigranten, und der Sib des „auswärtigen Frankreichs“, ein. Am 4. November mußte das von Kleber belagerte Maſtricht die Thore öffnen. Um dieſelbe Zeit wurde Luxemburg von den Franzoſen blokirt.
Von noch größerem Glü> wurden die Unternehmungen der Nord= armee begleitet. Die engliſche und holländiſche Streitmacht hatte verz ſchiedene Straßen eingeſchlagen, der Erbprinz von Oranien eine feſte Stellung bei Gorkum, um vor Allem Holland zu de>en, genommen; ver Herzog von York hatte ſich, um niht von den Oeſterreichern getrennt zu werden, nah der Maas hingewandt. Pichegru griff zuerſt die Eng= länder an, die am 18. September bei Boxtel geſchlagen wurden. Am 12. Oktober zogen die Franzoſen in Herzogenbuſch ein. Um Nimwegen nict in franzöſiſche Hände fallen zu laſſen, ſci>te Claixfayt von Weſel aus ein Hülfsfkorps über den Rhein , das aber von Vandamme zurü>ge= worfen wurde, worauf Nimwegen am 8. November kapitulirte. Dex Herzog von York verließ jeßt das Heer, deſſen Oberbefehl der hannö= verſche Feldmarſchall Wallmoden übernahm.
Pichegru hielt den Feldzug für beendigt, und wollte in den gewon= nenen Poſitionen ſtéhen bleiben, als plöblich ungewöhnliche Kälte eintrat, welche der Nordarmee erlaubte, über die gefrornen Kanäle Hollands, wie auf einem feſten Boden, mit Geſchü und Reiterei zu ſeßen. Der fran= zöſiſche Soldat, von Hoffnung und Zuverſicht entflammt, achtete keiner Beſchwerden, und rü>te mitten im ſtrengſten Winter, bei mangelhafter Verpflegung und ſchlechter Bekleidung, immer weiter hervor. Die Ver= vündeten konnten nirgends Stand halten. Die Oeſterreicher zogen ſih