Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Verhandlungen über Sa&ſen. 249

den heimlichen Gegnern Preußens immer einen Vorwand und eine Stütze bar. Bald ließen ſi< jedo< andere Stimmen zu Gunſten Friedrich Auguſt's vernehmen , die in jener Zeit von mehr Gewicht waren. Der regierende Herzog von Koburg that, im Namen der ſächſiſchen Nebenlinien, Einſpru<h gegen die Aufhebung des Königreiches Sachſen als eines ſelbſtſtändigen Staates, und ver Entferúung ſeiner Dynaſtie. Er appellirte am Ende ſeiner Erklärung an den Richterſtuhl der brittiſchen Nation, welche, bei ihrer Freiſinnigkeit und ihrem Nechtsgefühl, die Un= terdrü>ung eines Volkes und ſeines Fürſtenſtammes unmöglich gut heißen werde. Dieſe Berufung ward von der Oppoſition im Parlament begie-= rig aufgefaßt, welche die Politik des Miniſteriums in der ſächſiſchen Grage auf das Heftigſte angriff. Die bffentliche Meinung in England ſprach ſich bald in gleichem Sinne aus, und die Regierung wurde genöthigt, ihre Bevollmächtigten in Wien wenigſtens zur Rettung der Königs= trone für das ſächſiſche Haus und eines Theiles ſeines Landes anzuweiſen.

Die Unterſtüßung , welche unerwarteter Weiſe der König Friedrich Auguſt an England fand, wirkte auf die übrigen Mächte zurü>. Es ent= ſtand ein langer Notenwechſel zwiſchen den beiden erſten Miniſtern von Deſterreih und Preußen, den Fürſten Metternich und Hardenberg, über dieſe Angelegenheit. Oeſterreich , das der Vereinigung Sachſens mit Preußen anfänglich niht widerſprochen , ſie aber auh nicht ausdrüd>li< zugeſtanden, trat jeßt entſchieden dagegen auf. Vergebens ſuchte Har= denberg mit der Meinung durchzubringen, daß Sachſen nah dem Rechte der Eroberung behandelt werden könne, daß die Verſetzung einer Dynaſtie auf einen anderen Thron keine Aufhebung derſelben ſei und das Princip der Legitimität nicht verletze, vergebens bot er für das ſächſiſche Königshaus eine Entſchädigung am Rheine an, machte auf die nachtheiligen Folgen einer Theilung des fraglichen Staates für deſſen Bewohner aufmerkſam, und wie Preußen nur in einer Einverleibung von ganz Sachſen Zuſammenhang und Abrundung für ſeine Beſißungen finden könne. Oeſterreich blieb unbewegli<, und verlangte die Erhaltung des Königs Friedrich Auguſt auf ſeinem Thron, wenn auh mit geſhmälerten Gränzen. Bayern, das na< den ihm unter Napoleon's Protektorat gewordenen Vergrößerungen hochfliegende Hoffnungen nährte, war auf Preußen, das ihm nac dem tilſiter Frieden an Macht wenig überlegen geweſen, eiferſüchtig, und arbeitete demſelben in Bezug auf Sachſen ebenfalls entgegen. Die meiſten kleineren deutſchen Fürſten fürchteten das Beiſpiel der Vereinigung eines der beſtehenden Staaten mit einem anderen, als eine Drohung für ſie ſelbſt, beſonders da manche unter ihnen, durch die