Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Swhlacht von Waterloo. 319

her ſeine Hoffnung und ſein Stolz war, wurde er von einer an ihm ſonſt nie geſehenen Bewegung ergriffen. Er erblaßte, Thränen traten in ſeine Augen, die Stimme verſagte ihm den Dienſt. Die von der Höhe niederſtrömenden Maſſen der Flüchtlinge brachten auc die in der Ebene aufgeſtellten Abtheilungen in Unordnung, die ſonſt den Rückzug hätten de>den können. Napoleon ſpornte ſein Pferd, und warf ſi< unter ſie, um ſie aufzuhalten. Er ward mit fortgeriſſen. Bald wurden die Pren=ßen auf den Anhöhen ſihtbar, welche im Rüden der franzöſiſhen Stel= lung lagen. Die Furcht, abgeſchnitten zu werden, und den einzigen, der Rettung offenen Weg zu verlieren , trieb die Flüchtlinge nah der Brü>e über die Dyle, wo Tauſende von ihnen und ein großer Theil ihres Ge= \<üßes dem Feinde in die Hände fielen.

Einige Abtheilungen der Garde, die Viere>e gebildet hatten, waren die einzigen, die no< Widerſtand leiſteten. Der Kaiſer, der an einem derſelben vorbeikam, ließ no< einmal deſſen Kanonen auf die verfolgen= den Engländer rihten. Bei dieſer Gelegenheit ward Lord Uxbridge ein Bein zerſchmettert, der zwölfte der engliſhen Generale, die an dieſem Tage fielen oder <wer verwundet wurden, viele höhere Officiere ungere<net. Napoleon machte Miene, ſi in eines der Viere>de begeben und deſſen Loos theilen zu wollen. An eine erfolgreiche Gegenwehr war aber niht mehr zu denken, und nur Tod oder Gefangenſchaft konnte die Wir= kung eines ſolchen Verſuches ſein. Soult warf ſih dem Kaiſer entgegen, und bat ihn, ſi zu retten, und den Triumph des Feindes niht noch zu vermehren. Napoleon , in deſſen Natur es nicht lag, ſi<h unnüß aufzuopfern, gab nac, und ritt weiter fort. So lange der Sieg möglich erſchien, ſette er ſi ſelbſt eben fo rü>ſihtslos wie Andere aus, indem er ſein Leben als ein Mittel zum Zwe anſah. Wenn aber der Spruch des Schi>ſals ſich in einem gegebenen Moment unwiderſtehli<h ankün= digte, gab ex ihm nac, do< immer in der Hoffnung auf eine ſpätere gün= ſtigere Wendung der Dinge, die ihm erlauben würde, wieder entſcheidend einzugreifen. Der Muth der Verzweiflung lag niht in dem Weſen dieſes außerordentlihen Mannes, der ſich nie ſelbſt aufgab, und der, da er ſih an ni<ſts unwiderrufli< anſhloß, au< nie Alles für immer verloren hielt. Ein Garderegiment unter dem General Cambronne, der mit Napoleon auf Elba geweſen, wies die Aufforderung, ſi zu ergeben, zu= rü>, und behauptete ſeine Stellung, bis es ganz aufgerieben war. Der hartnä>ige Widerſtand einiger ſi aufopfernder Schaaren mate es dem Kaiſer und ſeinem Gefolge möglich, die Spiße der fliehenden Heereshaus