Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Napoleon während der Fahrt na< St. Helena. 341

ihm während der langen Seereiſe das Gefühl einer gewiſſen Zufriedenheit wieder. Er nahm an allem Theil , war ſorglos, zuweilen ſelbſt heiter, und ſcien ſi< von den ungeheuern Anſtrengungen der lezten Monate ausruhen zu wollen. Er behielt übrigens dieſelben Gewohnheiten wie zur Zeit ſeiner Macht bei, und lebte auf dem Schiff, wo er ein Gefange= ner war, fo viel als mögli, wie einſt in den Tuileries, was ihm dur die Anhänglichkeit und Ehrfurcht ſeiner franzöſiſhen Umgebungen möglich gemacht wurde.

Als Napoleon nach den fernen Geſtaden von Südafrika hinſegelte, ſcien ſeinen Anhängern die Sonne für immer unterzugehen, während ſeine Feinde hofften , daß der Same zu Krieg und Sturm mit ihm zu= gleih verſ<hwunden ſei. Je größer und eingreifender das Daſein eines Mannes iſt, um ſo verſchiedenartiger fallen in der Gegenwart die Urtheile über ihn aus. Für Napoleon iſt jedo< die Nahhwelt früh ange=brochen. Seine Mängel ſind ſehr bald ſelbſt in den Augen der Völker, die ihn am meiſten bekämpft haben, wie Deutſche und Engländer, in den Schâtten der Vergangenheit zurü>getreten, ſeine Vorzüge aber in ihrem vollen Glanze aufgegangen. In St. Helena begann für ihn eine zweite Epoche des Lebens, der Erinnerung und Betrachtung ge= widmet, auf welche Europa faſt eben ſo aufmerkſam, wie vorher auf ſeine Thaten geweſen iſt.

Es wird zu ſeiner Zeit des Ausganges dieſer außerordentlichen Ers ſcheinung geda<t werden.

13. Ludwig X°111. in Gent. — Abzug der franzöfiſhen Armee naG

der Loire. — Beſebung von Paris durch die Verbündeten, — Eins

zug Ludwig XŸ11]. in Paris. — Auflöſung der Loirearmee. — Pros ſcriptionsliſten. — Fouché’'s Verbannung. — Talleyrand's Ent[afſung. — Miniſterium Richelieu. — Zweiter Pariſer Frieden.

Ludwig XVII]. hatte die ganze Zeit des zweiten Kaiſerreiches über in Gent zugebra<t. Die großen Rüſtungen der Verbündeten gegen Na= poleon, ihre auf das Beſtimmteſte ausgeſprohenen Erklärungen, denſelben auf keinen Fall in ſeiner gewaltſam an ſi geriſſenen Stellung zu dulden, und die Bewegungsloſigkeit des franzöſiſchen Volkes , das ſih nirgends in Maſſe für ihn erhob, hatten den Anhängern der Bourbonen , nachdem