Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

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368 Neueſte Geſchichte. 2. Zeitraum.

leon, ſeine Generale und ſeine Armee erinnerte, von der größten Erbitterung erfüllt. Die Anweſenheit des Marſchalls ward bald bekannt. Ein aus Laſtträgern und Hafenarbeitern beſtehender Haufe drang in den Gaſthof ein, ermordete ihn (2. Auguſt), ungeachtet des Widerſtandes ver royali= ſtiſchen Behörden , ſcleifte die Leiche nah der Rhonebrü>e und warf ſie von dort in den Fluß hinab. In einer kleinen Bucht der Rhone zwiſchen Arles und Tarascon fand ein Fiſcher den todten Körper, von dem Fluge ver Raubvögel,, die ihm nachgezogen, aufmerkſam gemacht, und begrub ihn heimli<, um ihn ſpäter ſeinen Angehörigen zurü>zugeben. Um die Schmach dieſes Verbrechens von der Stadt Avignon, wo ſhon 1791 abwechſelnd von Royaliſten und Demokraten manche Gräuel verübt worden , abzuwälzen , verbreitete man das Gerücht , der Marſchall habe ſich, um den Mißhandlungen des Pöbels zu entgehen, ſelbſt entleibt. So endigte ein Mann , der einzig durch ſein Verdienſt aus dunkeln Ver= hältniſſen zu einer hohen Stellung emporgekommen, und deſſen Name in die Tafeln der Geſchichte eingetragen war, da er am 19. September 1799 die vereinigten Ruſſen und Engländer bei Berghen in Holland gez {lagen und zum Rü>zug gezwungen hatte.

Die Demüthigung, welche Frankreich dur< die Beſeßung ſeines Gebietes von den verbündeten Heeren erfuhr, wurde in allen Klaſſen und Parteien empfunden. Die Royaliſten forderten Ludwig XVIIL auf , ſi< an ſeinen Feinden, die ihn nah Napoleon's Rückkehr verrathen hatten, zu rächen, und für die Zukunft ſicher zu ſtellen. Selbſt die Geg= ner der Bourbonen wollten es der Armee nicht verzeihen, daß ſie dur ihre Niederlage bei Waterloo das Land den Fremden überliefert hätte. Die Anſtifter der hundert Tage konnten damals, außer bei ihren Geſinnungsgenoſſen, nirgends auf Theilnahme re<nen.

Einer der in den Augen der Reſtauration und der militairiſchen Disciplin ſhulvigſten Officiere war ohne Zweifel Labedoyère, der bei Gre= noble das erſte Zeichen zum Abfall gegeben, und ohne deſſen Beiſtand Napoleon's Unternehmen in ſeinem Entſtehen erſti>t worden wäre. Er hatte bis zum lezten Augenbli> in der Pairskammer, in die ihn der Kai= ſer berufen, für die. Anerkennung des Königs von Rom gekämpft, und war nach der Kapitulation der Hauptſtadt den Ueberreſten der Armee nach der Loire gefolgt. Anſtatt ſi nach deren Auflöſung aus Frankreich zu entfernen, hoffte er, daſelbſt eine Zeit lang verborgen bleiben, und nachdem die Heftigkeit der Verfolgung nachgelaſſen haben würde , wieder hervortreten zu können. Er ſcheint, bei dem Zauber, den der Napoleon'ſche

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