Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794
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gegen den Feind marſchiren ſollten. Um aber die Koſten dieſer Aushebung und Ausrüſtung zu beſtreiten, wurde laut Defrets der Kommune vom 1. Mai den Reichen auf ihren Ueberfluß eine Zwangsanleihe von zwölf Millionen auferlegt. Hierbei wurde als Regel eingehalten, daß für jeden Familienvater 1500 Francs Einkommen, ſowie 1000 Francs für jedes feiner Familien-Mitglieder zum Unterhalte nöthig wären. Das darüber hinausgehende Einkommen wurde als Ueberfluß angeſehen und zwar wurde das überflüſſige Einkommen von 1000— 2000 Francs mit 30 Francs beſteuert; wer ein überflüſſiges Einkommei von 2—3000 Francs beſaß, hatte hiervon 50 Francs zu entrichten ; der Eigenthümer eines Einkommens von 50,000 Francs mußte dem Vaterlande hiervon 20,000 Francs abgeben. Obſchon dieſe Zwangsſteuer zuvörderſt nur auf ein Jahr erhoben wurde, geriethen über dieſelbe doch die Reichen in grimmige Wuth. Ebenſo unternahmen- die für konſkriptionspflichtig erflärten Kommis und Schreiber lärmende Demonſtrationen gegen die Kommune. Alle dieſe Feinde der Kommune, die für Freiheit und Vaterland, für Gleichheit und brüderlihes Menſchenreht kein Herz hatten, ſte>ten ſi, gleichwie die Royaliſten, Adeligen und Pfaffen, hinter wen? Nun, hinter die ihnen naheſtehenden Girondiſten!!! — Chaumette aber, der Profurator der Kommune, autwortete auf das gegen ihn von den Reaktionären erhobene Geſchrei: „Nichts wird bewirken, daß ih meine Prinzipien auſgebe, und wenn der Hals ſhon unterm Fallbeil liegt, werde ih no< rufen: dex Arme hat Alles gethan, es if Zeit, daß auch der Reiche Etwas thut. Jh werde rufen, daß man die Egoiſten, die jungen Müßiggänger trot ihres Widerſtrebens nüßli<h machen und dagegen dem nüßlichen, a<htbaren Arbeiter Ruhe verſchaffen muß.“
Unter Deuen, welche na<h dem Kriegsſhauplaze in der Vendee abgingen, befand ſi<h au< Santerre, der bisherige Befehlshaber der Pariſer National-Garde. Derſelbe reiſte den 19, Mai ab und begab ſih zunächſt nah Orleans, um daſelbſt Streitkräfte zu organiſiren.
Die Reattionäre ſuchten jeht in den Sektionen die Revolutionäre zu überwältigen. Sie iuſultirten in der Sektion Bon-Conſeil den Proturator des Departements von Paris und überfielen Marat, indem ſie ihn anſpu>ten und zu malträtiren ſuchten, in der Sektion der Cordeliers. Ja ſie machten Zuſammenrottungen in den Elyſäiſchen Feldern und im Luxemburg-Garten, wobei der Bedieute des Girondiſten Buzot verhaftet wurde. Banden junger Leute durchzogen ‘die Lombards-Straße, die Straße der Verrerie, den Greve-Plaß, den Kai Lepelletier unter dem Geſchrei: „Es lebe die Republik! Nieder mit der Montagne !“ — Denn jeßt, bemerkt Louis Blanc, wurde zum erſten Male in Paris die royaliſtiſ<he Taktik angewandt, welche darin beſtand, daß man der Bergpartei auf das Fell brannte, indem man ſih hinter die Republik und: hinter die Girondiſten verſchanzte.
Da die Polizeiverwaltung den Anſtiftern der Unruhen auf die Spur kommen wollte, berief ein Rundſchreiben dex Mairie die Kommiſſäre der Sektionen na< dem Stadthauſe, um eine Liſte der Verdächtigen aufzuſtellen. Ju der erſten Verſammlung, welche den 18. Mai
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