Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794
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Urverſammlungen appelliren wollte, ſondern nur die Züchtigung der Verräther beabſichtigte.
An dem nämlichen 14. April gab die Kommune den Lüttichern, die ſih vor den Deſterreichern geflüchtet hatten, ein Gaſtfreundſchaftsfeſt. Ein feierliher Zug bewegte ſi< von der Porte St. Martin nah dem Stadthauſe, wo die Flüchtlinge als Brüder umarmt wurden. Der Wagen, worauf die Archive der Lütticher Munizipalität gefahren wurden, war mit den ſranzöſiſchen Nationalfarben geſ<hmüct und trug vorn die Büſte des Brutus, ſowie die Büſte der Freiheit nebſt einem Banner, worauf die Worte ſtanden: „Die Tyraunen vergehen, die Völker ſind ewig !“
Am 16. April ſprachen die Freunde Dantou's ihre Mißbilligung über die Petition der Pariſer Sektionäre aus, und Philippeaux- {ſtellte den Antrag, in einem Dekrete des Konvents alle Diejenigen für ſ{<le<te citoyens zu erflären, die ganz oder theilweiſe die Auflöſung des Konvents forderten. Nachdem am 20. April ſelbſt der Girondiſt Vergniaud die Urabſtimmung des Volks, weil ſelbige zum Bürgerkriege führen müßte, von der Hand gewieſen hatte, ward folgendes Dekret angenommen:
„Der Konvent mißbilligt als verleumderiſh die von 35 Sektionen überreichte und vom Generalrathe der Kommune angenommene Petition. Das gegenwärtige Dekret ſoll in die Departements geſchi>t werden.“
Somit war vorderhand die Kommune geſchlagen. Judem die Sieger den errungenen Vortheil benubten, forderte dex von den Girondiſten beherrſchte Konvent die Kommune auf, die Verzeichniſſe ihrer Berathungen vorzulegen. Die Munizipal-Beamten leiſteten keinen Widerſtand. Aus den eingereichten Regiſtern ging hervor, daß die Kommune ſich im Zuſtande der Revolution beſindlih ſo lange betrachtete, als die Nahrungsmittel nicht ſichergeſtellt waren; daß ſie ſich angegriffen ſah, wenn ein einziges ihrer Mitglieder öder ein Sefktions-Präſident oder auh ein einfacher eitoyen wegen ſeiner Meinung verfolgt wurde; daß ein Ausſchuß, beſtehend aus 9 Mitgliedern, mit den 44,000 Kommunen Frankreichs zu fkorreſpondiren hatte, und daß die Petition, betreffend den Ausſhluß der Girondiſten aus dem Konvente, in 12,000 Exemplaren abgezogen worden war, Robespierre der Jüngere (Auguſtin Robespierre) vertheidigte die Kommune mit der ihr von den obwaltenden Verhältniſſen auferlegten Nothwendigkeit. Endlich wurden die antwweſendeu Beamten der Kommune vom Konvente zu den Ehren der Sißung zugelaſſen.
Beſonders Danton war es, dex davor warnte, den Konvent „anzuzapfen“. Jndeß hatten die Girondiſten mit dieſer Anzapfung ſchon den Anfang gemacht, als ſie Marat dem Revolutions-Tribunale überlieſert hatten. Außerdem benahmen ih die Girondiſten bezüglich des von den Adeligen und Pfaſſen geſhürten Aufſtandes dex Vendee ſo gleichgültig und zeigten ſi<h in Betreff des Krieges gegen die äußeren Feinde der Situation ſo wenig gewachſen, daß man ihnen, wenn die Revolution triumphiren ſollte, unmöglih die Führung des Konvents überlaſſen tonnte. Während beſtändig eine große Anzahl Montagnards bei den Heeren und in den Departements als Kommiſſäre thätig waren,