Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794
werden föunten, Mit Anacharſis Clooy kam ex in eugere Verbindung, als dieſer ihm die freudige Mittheilung machte, daß der- Pariſer Erzbiſchof Gobel bereit war, öffentli<h im Konvente zu erklären, daß er bisher Jrrlehren gepredigt hätte und das Chriſtenthum ablegen wollte. Clooß ſagte: „Der Gott der nationalen Feſte muß das Volk ſein; denn es gibt keinen andern.“ Hiermit ſtimmte Chaumette überein und ex ſtellte ſich an die Spitze einer Schaar Prieſter, welche an die Barre des Konvents kamen, um, wie ſie ſagten, ihre bisherigen Jrrthümer zu verleugnen. Chaumette veranſtaltete Prozeſſionen, durch welche die <riſtlihe Religion verſpottet wurde, und er ließ in den Kirchen die Heiligenbilder zerſtören. Die Kirchen wurden für Volksverſammlungen und Volksfeſte benußt und man feierte in ihnen die Herrſchaft dex Vernunft. Es kam nicht ſelten vor, daß man in den Kirchen ſchmauſte und tanzte. Hiermit harmonuirte die Abſchaffung des chriſtlichen und die Einführung eines republikaniſchen Kalenders unterm 95, Oftober 1793 *) durch den Konvent. Dieſer republikaniſche Kalender, ausgearbeitet durch die Konvents-Deputirten Romme und Fabre d'Eglantine (Erſterer war Jngenieur, Letterer war Schauſpiel -Dichter), fing die neue Zeitre<hnung mit dem 22. September 1792, dem Tage der Verkündigung dex Republik, an, theilte das Jahr in zwölf gleiche Monate zu 30 Tagen, ſowie den Monat in drei Dekaden, und fügte am Ende des Jahres fünf Sansculottideu-Feiertage hinzu, wovon der erſte dem Genie, der zweite der Arbeit, der dritte den Handlungen, der vierte den Belohnungen und der fünfte der Meinung gewidmet war. Jndeß hatte der neue Kalender den niht geringen Fehler, daß ſeine auf die Witterung baſirte Monatseintheilung nur für Frankreich paßte und ſomit national begränzt war. Auch hätte jedenfalls die Tag- und Nachtgleiche des Frühlings, welche für Europa das Wiedererwachen der Natux anzeigt, beſſer zur Eröffnung des Jahres ſih geeignet, als das Aequinoctium des Herbſtes, wo die Tage kürzer werden und der Winter hereinbricht.
Bei der Feier dex Vernunftfeſte, in denen ſi<h die Leichtlebigkeit des Pariſer Volks abſpiegelte, betheiligte ſi<h in Hervorragender Weiſe dex aus einer ſpaniſchen Familie ſtammende berühmte Dru>ker Anton Franz Momoro, welcher uns verſchiedene Schriſten, z. B. über die Buchdruerkunſt, über die religiöſen Kulte, über die Kriegsereigniſſe in der Vendee, hinterlaſſen hat. Selbiger beſaß eine ſehr ſ<höne Frau und ließ dieſelbe neben einer Schauſpielerin, welche die Göttin der Freiheit vorſtellte, als ſchöne Repräſentantin der Vernunft in der Kirche Sk. Sulpice figuriren ; ſie war mit weißer Draperie bekleidet, ein blauer
*) Dex neue Kalender wurde dem Konvente von Romme glei bei ſeinem Zuſammentritt vorgelegt. Ex wurde dur Fabre d'Eglantine verbeſſert und am 24. Oftober 1793 in der verbeſſerten Form vom Konvente angenommen, worauf der folgende Tag nun als der 4. Frimaire des Jahres 11 der franzöſiſchen Republik bezeichnet wurde. Fabre hatte ſich ¿glantine genannt, weil er einmal auf einer Blumenausſtellung, für welche er die beſten Hundsroſen geliefert hatte, mii dem Preiſe gekrönt worden war. — Bis 1564 fing in Frankreich das Jahr zu Oſtern (1, April) an; daher die Sitte, Jemanden in den Äpril zu ſchien,