Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

Symbolik des Ausdrucks: Unsere Sinne verhalten sich imaginären Reizen gegenüber ebenso wie reellen. Daß der Satz nicht absolut gilt, haben wir schon in unserer Einleitung erkannt: wir unterscheiden ganz gut, ob ein Mensch eine innere oder eine äußere Welt schaut und werden später Näheres darüber hören in der Lehre von den Kontaktmomenten.

Charles Darwin

Daß aller Ausdruck von den ursprünglich nur auf materielle Dinge gerichteten Einstellungen der Sinne abstammt, das bis an die Wurzel verfolgt zu haben, ist das Verdienst eines anderen großen Forschers, eines Zeitgenossen Piderits, Charles Darwins. Darwin sieht diese Abstammung im Sinne einer historischen Entwicklung. Der Mensch stammt nach Darwin von Wesen ab, die noch keine Phantasie haben und nicht begrifflich denken können, von Tieren. Auch das Tier zeigt in seiner Welt schon eine reiche Skala des Ausdrucks, oft anders als der Mensch, oft mit anderen Organen, was übrigens schon Bell erkannt hatte. So ist eines der wichtigsten Ausdrucksorgane des Pferdes das Ohr, des Schafes die Nase, des Hundes der Schwanz. Aber die Tiere wie auch noch der Menschenaffe und der Urmensch haben Ausdruckseinstellungen bloß sinnlichen Gegenständen gegenüber, die sich aus der natürlichen Lebenssituation ergeben, in der ihnen diese Gegenstände begegnen. Auch Darwin erkennt den Ausdruck als Handlung, er sieht in ihm die Abkürzung einer ursprünglich weit ausgedehnteren, voll durchgeführten Handlung. Wenn das wilde Tier sich auf den Gegner stürzt, um ihn zu zerfleischen, so begnügen wir uns vielleicht, die Zähne zu fletschen oder bloß boshaft zu lächeln. Dies ist der Überrest einer alten unter-

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