Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

schen Zusammenhang gebracht — aber dies ist kein Ausdruckszusammenhang, sondern bestenfalls ein mittelbarer Kausalzusammenhang. So nehmen wir denn an, daß Menschen mit einer Stupsnase in irgend einer Beziehung noch im kindlichen Zustand stehengeblieben sind, daher unsere Diagnose auf Naiyität. Es sind dies die rundlichen Dicken, die Pykniker Kretschmers, zu deren Merkmal die Stupsnase gehört (man denke an Herrn Knopp bei Wilhelm Busch (Fig. 7, 8, 32, 33) und die tatsächlich zeitlebens viele kindliche Züge behalten, z. B. darin, daß sie Stimmungsmenschen sind, daß das Gefühl bei ihnen eine größere Rolle spielt als Wille und Tat.

Was für den einzelnen gilt, gilt auch für die Rasse, und so wird einer Rasse, wie es die ostische ist, von manchen Rasseforschern das Reifezeugnis der Herrenrasse vorenthalten: es sollen Leute sein, die wesentlich das Zeug haben, sich beherrschen zu lassen und Befehle auszuführen. Erst wenn wir das ganze, typische Bild des Rundlichen, Dicken vor uns haben, wird uns möglicherweise auch sein gemütlicher Ausdruck ansprechen. Wenn er nämlich wirklich naiv, kindlich und gemütlich ist, so wird auch seine Nase wie seine übrigen Gesichtspartien diejenigen Einstellungen annehmen, die wir auch sonst als Ausdruck der Kindlichkeit und Gemütlichkeit kennen, also vorwiegend Empfindungs- und Gefühlseinstellungen. Dann verschmelzen Körperform und Ausdruck zu einem Gesamteindruck, die Körperform setzt sich in Ausdruck um. Aber erst wo wir eine solche Umsetzung finden, dort dürfen wir vom Ausdruck der Stupsnase sprechen — erst in der Sprache der Ausdrucksphysiognomik —, eher nicht!

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