Giorgiones Geheimnis : ein kunstgeschichtlicher Beitrag zur Mystik der Renaissance

Zu Tafel 26a Höhere (esoterische) Auffassung der saturnischen Melancholie, in der sich edle Geister verbunden fühlten und wohl wirklich zu Fraternitäten verbanden. Die z. T. dem Bauhüttenwesen, z. T. der Alchemie und anderen magischen Wissenschaften entnommenen Dinge waren in den, jenen, Disziplinen entsprechenden älteren Geheimbünden zumeistausGebrauchsgegensländen zu Sinnbildern und Lehrzeichen geworden: die jüngere (humanistische) Sodalität übernahm sie von jenen Bünden, gab ihnen (oder erneuerte ihren?) saturnischenSinn und fügtebesondereMelancholiesymbole (z. B. den Hund für die Milz) hinzu. Erste, noch gebundene Stufe der vom Saturnier geforderten Selbstentwicklung (erster „Grad“ der Fratermität?) daher die Stimmung der Frau, das Ungeordnete, das Beklemmende der Dinge im Raum und das noch quälend Unregelmäßige des großen Steins. Die „Densula Jovis““ (Zahlenguadrat als Amulett) deutet den Weg der Selbstentwicklung durch Aufnehmen freundlicherer Planeteneinflüsse an; ähnlich ist wohl auch der Putto zu verstehen. Beachte, wie Cranach (Tafel 26) und Campagnola Tafel 25) im Gegensatz zu Dürer mehr die niederen magisehen Gaben der Melancholie andeuten.