Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., S. 248
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Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15. :
feſtigten feindlihen Stellungen an der Wolifa und an der Wojslawka in die Hand bekommen und etwa die Linie Piaski, Fajslawice, linkes Wieprzufer, Krasnoſtaw, re<tes Wieprzufer und weiter in ſüdöſtliher Richtung exreiht. Der Angriff über Krasnoſtaw hinaus wurde bald als ausſihtslos erfannt, da man ſih vor ſtark ausgebauten feindlihen Stellungen befand und die Ruſſen ihr bisher wenig verwendetes, alſo friſhes und ausgeruhtes, aus 3 Divi=ſionen beſtehendes Gardekorps entgegenwarſen.
Man ſuchte deshalb nah einem neuen Angriffsraum für eine Stoßgruppe und hielt — wie der ſpätere Verlauf zeigte, völlig mit Re<ht und voll fluger Vorausſiht — den Eiſenbahnpunkt und zuglei<h Wieprzübergang bei Trawnifi für die günſtigſte Stelle. Die Vorbereitungen dazu wuetden in aller Stille hinter der Front geiroffen, während die Ruſſen, im Glauben, daß Krasnoſtaw die Wettere>e ſei und bleibe, dort immer wieder Gegenſtöße verſuchten, die ſtets blutig abgewieſen werden fonnten. Jhre ſ<hwere und leihte Artillerie hatten ſie meiſt nördlih Borowice ſtehen, wewſelten jedoch ſehr oft ihre Stellungen, um überraſhend eine bisher niht beimgeſu<hte Gegend abzuſtreuen und raſh wieder zu verſ<hwinden. /
Als dann die Angriffspläne ganz fertig und alle Einzelz heiten mit den unterſtellten Truppenführern ausführlih
beſprochen waren, als die Artilleriekfommandeure die gut
Wo ſi< eine flankierende, no< beſegte Stellung in einer Bergmulde dur ihr Feuer bemerkbar machte, war ſie bald in ho aufſprizende dunfle Granatwolten gehüllt und wurde raſh umgepflügt. Als das die ruſſiſhen Artilleriebeobahter dur thre Scherenfernrohre ſahen, ließen ſie ihre Batterien aufproßen und galoppierten davon. Allerdings in anerkennenswerter Ruhe und Ordnung, troß des Granatregens. Die erſten Höhenzüge werden genommen, das Dorf Fajslawice wird troß der ſtarken Straßenbarrifade erſtürmt (ſiehe Bild Seite 204/205), und gegen Abend iſt wie befohlen Trawniki in unſerer Hand. Rechts der Stoß= gruppe (B C auf untenſtehender Kartenſfizze) hat die Neben=diviſion (C D) die überragende Höhe 212 und das Dorf Olesniki erkämpft. Linfs der CEE wird Biskupice beſet (A B). Dex Gegnex flutet \zurü>. HSellfſſlammende Brände kennzeihnen ſeinen Weg dex Zerſtörung. Was nüßt es den armen Bewohnern, daß ſie ihre Häuſer und Sheu=nen ſorgſam abde>ten und das Stroh weithin auf den Feldern verteilten, um einſ<hlagenden Geſchoſſen feine Zünd= ſtoffe als Nahrung zu geben! Die „Rußlis“ haben trohdem ihre Freude an den einen brennenden Häuſern. Wenn das Schauſpiel länger dauert, um ſo unterhaltender! „Das Sthlachtfeld ſieht grauenhaft aus. Zwar hat dieſer Dur<hbru<h der einen Diviſion nux 40 Tote und etwa 100 Verwundete geftoſtet, ſo daß die Verwundetenfürſorge : ſhon în wenigen Stunden den Kampf=-
Srläuterung: aa=s Stellung Mitte Juli Angriffe în zeitlicher folge.
=== Stellung Ende Juli. oo o Russ. Nachhutstellung gegen die Kavall Division -
—A Brücke. BC Ang ifferaun der StossgTU pe. AB - Nebengruppe. |.
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plaß abgeſu<t hatte. Aber die Verwüſtun= gen, die unſer Artilleriefeuer in den ruſ= fiſhen Stellungen hervorrief, müſſen von rieſigen Menſchenverluſten begleitet ge=weſen ſein. Wie ein Sieb iſt der Boden durhlöchert, Fajslawice iſt ein rau<hen=der Shutthaufen, die Kirche innen \<hwarz. gebrannt und eingeſtürzt. Verſtreute Meß= gewänder und einige Kirhengeräte liegen zwiſchen den Steinen. Der Park iſt dur< 50 Granaten umgewühlt, das SHloß liegt in Trümmern. Die Gutsbrennerei lodert no< in mähtigen Flammen unter dem Nachtwinde auf. Jhre großen Kokslager brennen unrettbar. Die Holzbrüde von Trawniki windet ſih rauchend und gloſtend im Fluß. Daneben liegen ſhon die Lauf=ſtege unſerer Pioniere und wiegen \ſih< ſaht im ſ<hmußigen Waſſer des braunen Flüßhens. Bald wird der Brü>entrain an der Arbeit ſein! Das Ergebnis des Wieprzdur<hbruchs wax eine Beute des Korps von 5 ‘Ge=\<hüßen, 10 Maſhinengewehren und 3500
Kartenſktizze zum Wieprzdurchbruch.
eingebauten und haarſcharf eingeſ<hoſſenen Batterien ge= meldet hatten; feuerte der Kommandierende General am Abend vox dem Sturm, während die Sonne blutrot hinter dunklen Wolfenwänden verſhwand, die Truppen zum Tleßtenmal dur folgenden markigen Korpsbefehl an: „Dem .…. Korps iſt die Ehre zuteil geworden, bei dem morgigen Angriff der Armee den Stoß zu führen, der den leßten Widerſtand des Feindes brechen und die endgültige Entſcheiz dung auf dieſem Kriegſhauplaÿ anbahnen ſoll. Jch erwarte, daß ſih jeder Mann dieſer Ehre und hohen Aufgabe bewußt ift und daß die Regimenter in gleih rühmliher Weiſe wie am Dnjeſtr und an der Gnila Lipa wetteifern werden, in ungeſtümem Vordringen in die feindlihen Stellungen einzubrehen. Vorwärts und drauf fürs Vaterland !“
Die Truppen waren ſich der ſchweren Aufgabe niht nur bewußt, ſondern ihr auh gewachſen. Um vier Uhr morgens begann ein Wirkungſchießen der Artillerie, wie man es ſih niht furhtbarer vorſtellen kann. Der Boden ſhwankte unter dem Krachen, Donnern, Heulen und Toſen, gegen das die ruſſiſhen Schrapnelle und Granaten niht lange ankämpfen fonnten. Doch als um ſe<s Uhr morgens der Inſfanterieſturm begann, empfing die Stürmer ein raſendes Maſchinengewehrfeuer. Die Ruſſen hatten zäh durhgehalten, troß der Hölle rings um ſie. Es half nihts! Man begann von neuem mit der Artillexievorbereitung gegen noh niht ganz zerſhoſſene feindlihe Gräben. Dann bra< ſih der Sturm zum zweitenmal Bahn. Muſterhaft unter=ſtüßte die eigene Artillerie das Vorgehen der Infanterie. |
“ Gefangenen, ſodann die Zurü>werfung
des Gegnexs auf der ganzen Wieprzfront. Erwog unſere Heeresleitung zuerſt, daß man von Olesniki aus dur< ſüdöſtliche Marſhrihtung die feindlihen Stellungen nördlih Krasnoſtaw lüften müſſe, ſo ergaben die Meldungen bald darauf, daß der Gegner auh aus dieſer guten Stellung ſhon im eiligſten Rü>zug war und die Truppen bei Krasnoſtaw ungehindert bis Krupe na<ſtoßen konnten. Die in Marſh geſeßten Kavalleriediviſionen jagten ſhon hinter dem Gegnex her und nahmen ſeine Nach=hutſtellung bei Mariniow, die die Rükzugſtraße der Ruſſen dete, einſhließlih der Höhe 181 im Sturm. Inzwiſchen war die Infanterie von Krupe her auh bis Pawlow vorge= drungen. So war am 31. Juli ungefähr die eingezeihnete Linie Lublin—Piaski—Pawlow. erreiht.
Der Rückzug aus Jwangorod konnte niht mehx na Südoſten vor ſih gehen, da die Bahn Lublin—Cholm dur. einen breiten Keil bei Trawniki—Pawlow—Rejowiece dur<hbrohen war. Das Unternehmen gegen den Wieprz. war alſo völlig geglü>t mit geringen Verluſten und großen Erfolgen dank zielbewußter Führung, gründliher Vor= bereitung und ſhneidigem Draufgehen.
Als ſi ſo die ruſſiſchen Heere von allen Seiten Härter angepa>t und gefährliher bedroht ſahen, mehrten ſih die Stimmen in der Preſſe, ganz beſonders in der engliſchen, die dem ruſſiſchen Oberbefehlshabex einen noch ſchleunigeren Rückzug anrieten, um ſeine Heere niht der Gefahr einer völligen Vernichtung auszuſeßen. Der polniſche Feſtungsring war ins Wanken geraten, zwei wichtige kleinere Feſtungen bereits gefallen. Warſchau rü>te ebenſo wie Nowo-Geor=
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