Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., S. 480
ZA10 Flluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15. :
Nis—Pirot *) verſammelt hatte, zu einer Zeit, in der die Gruppierung der deutſh-öſterreichiſ<h-ungariſhen Heeres-
fräfte in Südungarn ſtattfand. Dieſe Auſſtellung geſchah derart unauffällig und gewandt, daß die Spione und Kundſchafter und Fliegeroffiziere (meiſt Franzoſen) der Feinde niht darauf aufmerkſam wurden. Man nahm alſo in Serbien an, daß noch viel Zeit vergehen würde, bis der deutſch-öſterreihiſ<= ungariſhe Gegner vor Donau und Save erſcheinen würde. Die Zeit wollte man ſtrategiſh ausnußen dur einen Überfall auf Bulgarien. Dieſem Plane widerſeßten ſich jedo<h die
Mächte des Vierbundes, die Serbiens äußere und militäriſche Politik von Anfang an nach ihrem Willen Tenften. Während
Bulgarien noh in den Vorbereitungen der Mobilmachung ſté>te, hätte ein ſerbiſher Vorſtoß längs dex Bahnlinie Pirot—Sofia für Bulgarien unangenehme Folgen haben
_fönnen. Unter den geſchilderten Umſtänden unterblieb der
Überfall, und exſt im allerleßten Augenbli>, als die deut=-
\<2n und öſterreichiſ<h-ungariſhen Vortruppen nöôrdlih Der
Donau ſi zeigten, brachen ſerbiſhe Truppen über die bul=-
Tenno bei Riva. -
gariſhe Grenze hinüber und ſuchten die Mobilmachung zu
f{ôren. -Abex die Bulgaren waren mittlerweile damit fertig
geworden, und ſo gelangten die Serben nicht weit ins Land hinein. Militäriſch erreichten die Serben nichts mit ihrem Überfall, politiſ<h aber ſeßten ſie ſi<h ins Unrecht, weil ſié ohne voraufgegangene KriegserÜlärung den Kampf eröffnet hatten. Gleichzeitig mit dem Angriff dex Verbün-
deten auf die Donau-Save-Linie begann der breite bulgariſhe Vormarſch gegen und über die ſerbiſhe Grenze und der Operationsplan, dex dem gleichzeitigen Angriff auf Serbien von Norden, Weſten und Oſten zugrunde lag, ge-
lang an allen Stellen. E Dadurch, daß die Serben gegenüber der Gefahr von
Norden dazu gezwungen wurden, ihre Kräfte zu verſchieben, hatten die deutſh-öſterreihiſ<h-ungariſhen Heere es ans
fänglich ſüdlich dex Donau nur mit ſtarken Flußſperrungsabteilungen zu tun. Die Serben wehrten ſich. äußerſt hart-
*) St dieſem Bericht iſt wie auc auf der beigegebenen Karte
die ſerbiſhe Schreibweiſe für Orls- Und Perſonennamen bei=behalten, z. B. Nis = Niſch, Paſitſh = Paſchitſh-
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nä>ig. Das Gelände unterſtüßte ſie in ihrem Widerſtand und nur Schritt für Schritt wichen ſie na< der Einnahme Belgrads weiter gegen Süden zurü>. An dieſen anfänglih auftretenden Kämpfen in Nordſerbien nahm au< die Bevölkerung teil, Weiber und Kinder fielen Truppen und Kolonnen in den Rüden und ſchoſſen aus VerſteÆen beim Dur<hmarſch der Deutſchen, Öſterreiher und Ungarn dur Städte und Dörfer. Am 21. Oftober hatte die Frontlinie der Verbündeten zwiſchen Obrenovac und Gradiſte ſo viel Raum nah Süden gewonnen, daß ſie einen breiten Brü>enkopf darſtellte, aus dem dieſe niht wieder zu vertreiben waren. Es dauerte auh nur eine Woche, bis ſie nah Süden die allgemeine Linie Valjevo—Arangjelovac—Markovac (an der Morava)—Petrovac—Kucevo erreicht hatten.
Der bulgariſhe Vormarſch über die ſerbiſ<he Grenze hatte mittlerweile weſenillihe Fortſchritte gemacht. Die bulgariſche Oſtarmee unter dem General Bojadjef}f (ſiehe Bild Seite 408) hatte die Shwierigfeiten des Gebirgsüberganges
glänzend überwunden. Jn breiter Front von Negotin an
Phot. Leipziger Preſſe=Bü der Donau bis Slxumica an dex Grenze Mazedoniens Üüberſchritt die bulgariſ<he Armee auf allen Straßen und auh auf Saumpfaden, die über die ſteilen Gipfel Des Gebirges führen, die Grenzzone. Am 21. Oftoberx reichte die bulgariſche Front von öſtlich Negotin bis ôfilih Zajecar und öſtlich Knjacevac. Dann bog ſich die bulgariſche Linie etwas nah Oſten zurü>, weil damals die ſerbiſche _Feſlung Pirot an der Oſtarenze noh die weitere Entwi>lung hemmte. Aber an anderer Stelle waren die Bulgaren um dieſelbe. Zeit ſhon weit vorgedrungen. Sie hatten den Ort Vranje, an dex bulgariſchen Morava gelegen (öſtliche Morava oder BVinacka-Morava), in Beſiß genommen. Weiter zog ſich die Frontlinie der Bulgaren öſtlih an Üsküb vorbei und vers lief bis zu dem Grenzort Valgndovo ſüdlih Sirumica. Innerhalb der nächſten a<t Tage, bis zum 28. Oktober, hatte der bulgariſche Vormarſ< gewaltige Fortſchritte gemacht. Am rechten Flügel hatte die Bereinigung mit Dem linken Flügel der Armee Gallwiß ſtattgefunden, nachdem deren Truppen in dem Raume von Orxſova übex die Donau _herübzrgegangen waren. Die Front der Bulgaren lag nun| mehx ſhon weſtlih von Zajecar und weſtlih von Knjace-
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