In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen
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In Nr. 120 veproduzieren wir das von Carus bejchriebene Bild in jeiner „Symbolif der menjlichen Geitalt.“
NTad) Reich) find jchmellende, rojige Lippen Eigentum ge= junder, heiterer, lebensfroher, fühlender Menjchen, bei denen das Gemüt feine urjprüngliche Frifhe Hat. Dünne, blafje, jchmale Cippen fommen vor bei ungejunden, bleichjüihtigen, erwerbenden Menjchen mit abgefhmwächten Gefühlsleben oder verzehrenden Eigenfghaften, vorausgejekt natürlid, daß feine anderen Merfmale dagegen Iprechen. „Se nervöfer, leidenjchaftlicher, refleftierender ein Menjch ift“, führt er an anderer Stelle aus, „Dejto weniger Anja von Geweben findet in den Lippen jtatt, Dejto größer ift in Denjelben aud) die nervöje Tätigkeit, die Zufammenziehung der Muskeln. Es ift demnad) flar, daß dünne, blafje, ihmale &Zippen auf jeelifhe igentümlichfeiten Hinmeijen werden. ... Die zehrenden und deprimierenden Leidenjchaften mie Geiz, Neid hemmen durd) Sympathicus- Wirkung die Blutfülle im Geficht, jomit aud) die Ausbildung der Gewebe; na= türlid) fommt diefe Wirfung aud) an den Lippen zum Ausdrud.“ Zähne und Zunge.
Beim Deffnen des Mundes fällt unfer Blid auf die Zähne und Zunge Bon jehmwerwiegender Bedeutung für die Charafterdiagnoje find jie nit. m Bau herrfcht regelmäßig Uebereinjtimmung mit der Zeibesgejtalt und Knochenkonjtitution. Die leichtbemwegliche flotte Zunge wird bei jchnell und oberflächlich denfenden und jchmwaßluftigen Menfchen anzutreffen jein und umgekehrt die jchwere bei langjameren, trägeren oder tiefer an= gelegten Naturen. „Se mehr Geiftt und Gefühl jich vertiefen, dejto langjamer ift die Zunge“ behauptet ein Schriftiteller. Ntatürlic) darf man niemals verallgemeinern, eS gibt feine Regel ohne Ausnahme und es ift bejjer für Negeln miljenjchaftliche Beitätigungen zu juchen, als nad) Ausnahmen zu hajchen. Uber jelbjt geiftreihe mit flottem Zungenfchlag begabte ournalijten find jelten tief angelegte Naturen. Reich fucht hierfür eine Begründung und gelangt zum Schluß, daß es Jndividuen mit majjiver, fejmwerer Zunge gibt, „denen das Sprechen Mühe madt, die aber ausgezeichnet denken und erhaben fühlen und in ihren Werfen Unfterblichfeit ji) verdienen. Hier jind die Yentralorgane des höheren Geelenlebens jo intenfiv tätig, daß die