In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen
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blutendem Napierrit. Derbheit und altes Phlegma läßt jic) freilich jhmwer aus der Ruhe bringen. Die jchöne Tugend der Berföhnlichkeit ift bei ihnen nur wejenlofer Schein, die [hmwer zu ftörende Zufriedenheit nur willfommener Borfchub der Bequemlid)feitstriebe. Ihrer Unfähigfeit zum Haß entjpricht die Umfähigs feit zu ftarfer echter Liebe, die im Mitgefühl mit fremdem Xeid fi nicht zu identifizieren vermag. Gie begreifen nicht wie man anderen miderfahrenes Unreht als einem jelber angetan empfinden, wie Barteihaß ein „heiliger Zorn“ jein fann, der die Edeljten entzünden wird und entflammen muß, mo jedes Berzeihen gleichbedeutend mit Verrat if. Wie jollen aud) vulgären Seelen, die nichts oder wenig Markantes an ji) tragen, bei denen jeder Eindrud fich leicht verwijcht, die yühlfävden Des Verjtändnifjes wachjen, mit denen fie zart und leije die Yalten und Fälthen fremden Wefens betaften fünnten. Dod) tugendftolz werfen fie zu Tribunalrichtern fi) auf, nennen fi, „Dtenjchenfenner“ und behandeln die Menjcheneremplare wie Stäfer, Die fie aufgejpießt in ihre Sammelfajten jteden.
Bor jolchen Srrtüimern bewahren uns gründliche phyjiognomifhe Senntnijjie. Sie lernen uns alles beadten, von vielen Gejihtspunften betrachten, jie veranlajjen uns, in Die tiefiten Schädte des menjchlichen Geelen= [eben3 einzudringen, hinab zufteigen in die Schliinde und Wbgründe eines Yla= turells, Dort Kummer und Sorge, Freude und Glüd, ungebändigte und gebän= digte Leidenjhaften nad)zuleben, nacd)zuempfinpen, damit wir befähigt werden, an der mwechjelnden Dberflähe dünnihichtigen und jelbjt meerestiefen Erzreich- Be. _ PR tum verjhlojfener Weenjchen- nr. o. Bismard.
Noghbe, Phyfiogncmif. 2