In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen
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fälfhen muß, bei dem fand die Wahrheit nie eine Stätte. Go= weit wir in den nadjjtehenden Kapiteln auf die Tierwelt weifen, geihieht dies nie im Sinne der Tierjymbolif, jondern aus jpradlien Gründen, der genaueren treffjicheren Bezeichnung wegen.
War die Tierphyjiognomif eine Verirrung, jo ijt der anderen Richtung wieder viel Einfeitigfeit vorzuhalten. Sofrates ewig junger YAusjprud zum Süngling: „Rede, damit ich Dich) jehe!" ift von den Jahrhunderten viel zu wenig beachtet worden. Er wollte daS Spiel der Mienen fennen lernen und neben den geijtigen Anlagen und Fähigkeiten auch auf Die Bemeglichkeit, Aufrihtigfeit und Begeifterungsfähigkeit bejtimmte Schlüfje ziehen. Worte konnten täufchen, und nur die während der Rede ohne Willen und Willen zum Vorjchein fommenden Mtienen Die Wahrheit verraten.
Daß die menjchlihe Vhyfiognomie das Produft der Zu= jammenmirfung vieler Faktoren ijt, daß jie charafteriftijcher eriheint, wenn das Gefühl jtärfer hervortritt, Gedanken und Affekte ji) paaren, wußte man jeit der ältejten Zeit, und Ddod) hat man um die Musfelbewegung jic) wenig gekümmert. Freilich war nad) dem Fortichreiten der Anatomie und Phyjiologie der Weg viel leichter zu finden, aber jiehe da, nachdem er gefunden war, trat eine plößlihde Wendung ein. Die verdienjtreichiten Pioniere erklärten: „Schwarz fei nicht ganz jchwarz”, unjere Entdefung jei etmaS ganz anderes als die Phyjiognomif, ja jie habe mit diejfer gar nichtS gemein und nannten die Ergebnilje ihres Fleißes „mwiljenjchaftlihe Mimik“.
Der Fehler der alten Phyfiognomen war, daß jie fajt aus= ichließlich die fejten Formen des Kopfes in den Kreis ihrer Betradtungen zogen, ihnen fehlten die anatomijchen und anthropo= logiihen Kenntnijje, darum fonnten jie zu feinen jicheren Ergebnijjen gelangen. Daß jie intuitiv, gefühlsmäßig das Mienenipiel deuteten, geht aus dem angeführten Ausjprud) des Sofrates hervor, ebenjo aus den Schriften griechifcher wie römischer Schrift: iteller, namentlid) aus Ciceros und QYuintilians Werfen. Yebt nun eine fünjtlide Scheidemand zwijchen zwei Keijern Desjelben Hmeiges zu errichten, ijt verfehlt zu nennen, denn „ein Goldtüd", jagt Lavater im erjten Band der Fragmente, „das in