In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

—_ 9 —_ hin und her. Ghafejpeare jchildert deshalb die Mugen des begeijterten Sängers jehr treffend, wenn ex jagt: „Des Dichters Aug’ im jhönen Wahnjinn rollend, Bligt auf zum Himmel, bligt zur Erd’ hinab.“

Beim Zornigen und Wütenden wird uns die rajche Augenbewegung als darakterijtiihes Spiegelbild dienen, von dem im Gehirn des gereizten Menjhen ji) abipielenden Prozep. Als allgemeine phyjiognomifche Negel kann beim rajchen Iebhaften Bli gelten: Wer für gemöhnlid) und ohne bejondere Urfache lebhaft blickt, verfügt meijt über rafche Auffaffungsgabe und tregjamen eilt. Der zum Yähzorn Geneigte dagegen bemeat ion im leichtejten Affeft außergewöhnlich jchnell das Auge. Der fanfte Blick wird an den ruhigen und behaglichen Bewegungen des Auges erfannt und ziert jehr oft die rauen. Weil er nirgends mit Anjtrengungen haftet, ift er angenehm und milde, den fein langjamer lUebergang von einem Objeft zum andern nod) harafterijtifcher gejtaltet. Seine phyjiognomijche Bedeutung ift Zeilnahme ohne Yeidenfhaft. Hierzu bemerkt Piderit: „Felt ilt der Bliet des Mannes, janft der des Weibes. Aber auch die pflangenfrejjenden Tiere, wie Schafe und Kühe haben einen janften Blid,. während dagegen den Naubtieren ein feiter, firierender Bli eigen ift. So naturgemäß e8 nun erjcheint, wenn das Weib, jeiner Eigentümlichfeit gemäß, janft, der Mann aber fejt blickt, jo unnatürlih und umerquidlich ift es, wenn man die Rollen getaujcht jieht. Ein Mann mit janftem Blide macht den Eindrud mweibilher Schwäche, ein Weib mit auffallend fejten, firierenden Blide den Eindrud der Frechheit." Umherfdweifend ift der Blick, wenn er von Objekt auf Objekt übergeht und darum gilt er als Merktmal geijtiger Zerjtreutheit, leichten Sinnes und jhmwanfenden Charakters. Ebenfo als Zeichen von gejtörter Nervenfraft. Bei jolchen ‘Berjonen eilen die VBorjtellungen im rajchen Wechjel durd) den Geijt ohne einen jtärferen Eindrud zu Hinterlalfen. Planlos jchweifen die Augen, planlos irren die Gedanfen von Sadıe zu Sade, ohne Ziel, ohne Ende, ohne Grund und ohne Zwed. Sole Menjchen befunden im Gejpräd mit anderen Mangel an Aufmerkfjfamkeit, achtlos jprechen jie über Dinge und Berjonen,