Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

—- 12 PProye 283. Hiezu gehört ein nüchtern Gemüth, twelhes im ernften Borfage und im höchfter Demuth mit Reue feiner Sünden vor Gott alfo trete, da ein Vorfag innen ift, daß der Menfch nicht mehr will in die alten Zußtapfen der Eitelkeit eintreten, und follte ihn die ganze Welt darum für närrifd) halten, er aud) Chr und Gut darum verlieren, dazu das zeitliche Leben, fo wollte er dennoch) darin verharren,

29. Ein fol; Gelübde muß er der ebeln Sophia in feinem Vorfag und Gemüthe tbun, will er ihre Ehe und Liebe erlangen. Denn Chriftus fagte audy alfo: Wer nicht verläft Weib, Kinder, Brüder, Schweftern, Geld, Gut und alles, was er hat, ja aud) fein icdifh Leben und folget mir nach, der ift meiner nicht merth. Solhes verftehet Chriftus auf das feelifhe Gemüth, daß, ob etivas toäre, welches dad Gemüth hierin wollte aufhalten, wie fhön und herrli das in diefer Welt zu fein audy fchiene, fol es doch das Gemüth niht adhten, und lieber entbehren wollen, al8 die Liebe der edeln Jungfrau Sophia im Gewähs.der Blume Chrifti, in feiner zarten Menfchheit in uns, nach himmlifher Lieblichkeit. Denn das ift die Blume zu Saron, die Kofe im Thal, davon Salomo fpielet und feinen lieben Buhlen, feine züchtige Sungfrau nennt, melde er alfo liebte, fowohl alle Heiligen vor und nad ihm ie geliebt haben; welcher fie erlanget hat, der hat fie feine Perle geheißen. Mie nun um biefe zu bitten fei, folget hienach eine Eurze Anz leitung; das Werk aber wird dem heiligen Geifte befohlen in jedem Herzen, ba fie gefucht wird, derfelbe formet ficy felbjt das Gebet,

30. Gebet. Scharmer, unmwiürbiger Menfch Eomme abermals vor dih, o großer, heiliger Gott, und hebe jest meine Augen zu bir auf. Db ich's wohl nicht werth bin, fo hat mich aber deine große Barmherzigkeit, als deine treue Zufage in deinem Worte, Eühn gemacht, daß ic) jest die Augen meiner Seelenbegierde zu bir nufhebe; denn meine Seele hat jest das Wort deiner Vorheigung in fid) gefaffee und mit diefem kommt fie zu dir; und ob fie noch ein fremdes Kind vor dir ift, welches dir ungehorfam war, nun aber begehrt, gehorfam zu fein, fo toindet fich aber meine Seele jest mit ihrer Begierde in das Mort ein, bag Menfch worden ift, das in meiner Menfchheit die Sünde und den Zod zerbrochen bat, bas in der Seele ben Zorn Gottes in Riebe verwandelt hat, das bem Tode feine Macht und der Hölle ihren Sieg in Seel’ und Keib genommen hat, welches meiner Seele eine offene Pforte zu deinem

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