Marxismus und Darwinismus

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Daher kommt es, daß unter dem Kapitalismus die Menſchenwelt am meiſten der Welt der Raubtiere ähnelt. Daher kommt es, daß die BourgeoisDarwiniſten bei den einſam kämpfenden Tieren ihre Vorbilder für die Menſchengeſellſ<aft ſuchten; ſie gingen dabei in der Tat von der Erfahrung aus, und ihr Fehler beſtand nur darin, daß ſie die kapitaliſtiſchen Verhältniſſe für die ewig menſchlichen anſahen. Die Verwandtſchaft der beſonderen kapitaliſtiſhen Kampfesverhältniſſe mit denen der alleinlebenden Tiere hat Engels in der hiſtoriſhen Darſtellung in ſeinem Anti-Dühring in dieſer Weiſe ausgedrü>t (S. 293):

„Die große JFnduſtrie endlih und die Herſtellung des Weltmarktes haben den Kampf univerſell gemacht und gleichzeitig ihm eine unerhörte Heftigkeit gegeben. Zwiſchen einzelnen Kapitaliſten wie zwiſchen ganzen Jnduſtrien und ganzen Ländern entſcheidet die Gunſt der natürlichen oder geſchaffenen Produktionsbedingungen über die Exiſtenz. Der Unterliegende wird ſchonungslos beſeitigt. Es iſt der Darwinſche Kampf ums Einzeldaſein, aus der Natur mit potenzierter Wut übertragen in die Geſellſchaft. Der Naturſtandpunkt des Tieres erſcheint als Gipfelpunkt der menſhli<hen Geſellſchaft. “

Was iſt es nun, was in dieſer kapitaliſtiſhen Konkurrenz eigentli kämpft und deſſen Vollkommenheit über den Sieg entſcheidet?

Zuerſt wieder die techniſchen Hilfsmittel, die Maſchinen. Hier betätigt ſih wieder das allgemeine Geſeß, daß der Kampf zur Vervollkommnung führt. Die vollkommenere Maſchine ſ<hlägt die unvollkommene; die leiſtungsunfähigen Maſchinen und kleinen Werkzeuge gehen zugrunde und die Maſchinentechnik entwi>elt ſi<h mit Rieſenſchritten zur immer größeren Produktivität. Das iſt die rihtige Anwendung des Darwi=z niômus auf die menſ<hlihe Geſellſchaft. Das beſondere iſ dabei, daß unter dem Kapitalismus das Privateigentum herrſcht und daher an jeder Maſchine ein Menſch feſtſizt. An der großen Maſchine ſißt ein Großkapitaliſt feſt, an der kleinen ein Kleinbürger, und mit der Niederlage der kleineren Maſchine geht auh der Kleinbürger zugrunde, mit all ſeinen Hoffnungen und all ſeinem Lebensglü,

Daneben iſt der Kampf ein Wettkampf der Kapitalien. Das Großfapital iſt das vollkommenſte Kapital; das Großkapital ſchlägt das kleinere und daher werden die Kapitalien immer größer. Dieſe Konzentration des Kapitals untergräbt immer mehr den Kapitali8mus ſelbſt, denn ſie verringert die Bourgeoiſie, die Jutereſſe an ſeiner Erhaltung hat, und vergrößert die Volk8maſſe, die ihn aufheben will.

In dieſer Entwicklung wird nun ſchon einer der Charaktere des Kapitalismus allmähli<h aufgehoben. Die Arbeiterklaſſe entwi>elt in der Welt der einſam, jeder für ſih kämpfenden Menſchen einen neuen Verband, den Klaſſenverband. Die Koalitionen fangen damit an, den gegenſeitigen Konkurrenzkampf der Arbeiter auszuſchalten und ihre Kräfte zum gemeinſamen, Kampf nah außen zu vereinigen. Für dieſe neue, aus den natürlichen Verhältniſſen entſpringende Klaſſenorganiſation gilt alles, was für die geſellſhaftlihen Gruppen im allgemeinen ausgeführt wurde. Jn ihnen