Neueste Weltgeschichte vom Anfange der französischen Revolution bis zum allgemein Frieden

Frankreich 1792: 41

nämlich der Kriegsminiſter auf Anſtiften der Jacobiner, bey der Nationalverſammlung den Vorſchlag, 20000 Mann Nationalgarden von Paris gegen den Feind zu ſchi>en, und zur Beſebung der Hauptſtadt ein Lager von 20000 Mann Freywilligen zu errichten, wozu ein jeder Kanton im ganzen Neiche 5 Mann ſtellen ſollte, Die Nationalverſarmlung decretirte auch ſogleih dieſen Vorſchlag, jedoch verſagte dex König dieſem Decrete ſcine Zuſtimmung, da es ihm ſehr wohl bekannt war, daß unter der bisherigen Nationalgarde ſich noh zahlreiche Anhänger der Monarchie befanden , . unter den decretirten Freywilligen aber auh fein einziger Mann den König vertheidige haben würde, da man zu dieſem Corps aus dem ganzen Reiche nur die ausgezeichnetſten Sanskülotten genommen hätte.

Bald darauf gab der König dern Miniſter Servan und ſeinen Collegen Roland und Claviere den Abſchied, wodurch denn völlig Oel ins Feuer gegoſſen wurde. Die entlaſſenen Miniſter und ihre Anhänger verſuchten nun alles, um durch einen allgemeinen Aufſtand den König zu ſtúrzen. Alles wurde gehörig vorbereitet, und ſo brach denn der Sturm am 20. Juny los, Eine unzählbare Menge aus allen Klaſſen des Volks verſammelte ſich ‘an dieſem Tage in der Frúhſtunde auf dem Pla der Baſtille, von wo aus ſich der Zug mit 60000 Pifen und 6 Kanonen bewaſfnet, um 9 Uhr Morgens, nach der Nationalverſammlung in Bewegung ſeßte. Dieſe Höchſte Reichsverſammlung mußte , zur Entehrung ihrer Würde, dieſer ſ{hmukigen Proceſſion den Durchzug dur< den Verſammlungsſaal geſtatten, "welches über 2 Stunden währte. Die Maſſe hatte fih in mehrere Abtheilungen getheilt, deren jede eine Fahne, mit In: ſchriften der zu ſtürzenden Königswürde, führte, wie ¿+ B. „Zittre Tyrann, deine Stunde iſt gekommen” — „Ludwig, wir ſind des Duldens müde ” u. fw.

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