Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

132 IV. Poimandres und die ägyptische Offenbarungsliteratur.

sehr selten, aber richtig gebildet!); dennoch weist der Charakter dieser ganzen Geschichte, die Parallele, welche der Bericht Tertullians uns bietet, und die Lautspielereien, die wir in dieser Literatur gleich in dem Namen des Kviipıc oder Kaufipıc-Kufgıc wiederfinden werden, uns eher darauf, daß Chonuphis das menschliche Gegenbild des göttlichen Chnuphis ist. Man fand bei Platon wie bei Eudoxos Anklänge an eine schon vor Christi Geburt vorhandene ChnuphisLiteratur und schuf danach die Sage. Der Hergang ist umgekehrt und doch ähnlich wie bei Amenhotep, Imhotp und dem thebanischen Hermes, die aus Lehrern zu Göttern geworden sind.

Weiter dürfte eine andere Erwägung führen. Porphyrios, der über ägyptische Religion vorzüglich unterrichtet ist, berichtet bei Eusebios (Praep. ev. III 12 ». 116): xara de tiv ’Eiepavrivnv mökıv teriunran Ayalua TIETÄOCUEVOvV UEV, GA” Avdpeikelov Kal KÜPrILLEVOV, KUAVOUV TE TIIV XPOLAV, KEPOÄNV DE KpIOÜ KEKTNUEVOV Kal BaciAcıov, KEPATO TPAYEIA EXOV, OIC Erecti KÜKÄOC dICKoEIdNC. KÜNTaL dE TTaPaKEIUEVOU KEpaueou AYYelov, Ep oU Avdpwrrov Avaräcceıv(?). dnAoi de Am UEV TOD KPIOÜ TIPÖCWITOV EXEIV Kal OITÖC KEPaTa TIV Ev KpıW cUVvodov HMov kai ceANvnc' TO dE Kuavoüv xpWug, Örı VÖpPATWYOC Ev CUvoow n ceAnvn. Die Beschreibung wird Zug für Zug durch die Monumente bestätigt, an denen sich ursprünglich noch die dunkelblaue Farbe fand. Auch die Deutung ist nieht übel; Porphyrios kennt noch die Beziehung des Gottes zum Wasser, und seine Quelle wußte, daß das Verbum chnum im Ägyptischen „sich vereinigen“ bedeutet. Wird aber der Offenbarungsgott so dargestellt, so kaun ja kaum ein Zweifel sein, daß er in der früher (8. 5) besprochenen Vision des Nechepso gemeint ist:

Kal uoi TIc EENxncev oVpavoü Bon,

TN CÄpKac AUPEREITO METÄOC KUAVOXPOULC

KVEDAC TTPOTEIVWVY. Die Farben der Götter sind für den Ägypter nicht gleichgiltig; es ist z. B. ein Krevel die Farbe des Amon einem anderen Gott zu geben.*) Wenn ich im folgenden nachweisen kann, daß auch die letzten Worte kvepac mpoteivwy zwingend auf diesen Gott, der mit Kvipıc identifiziert wurde, hinweisen, so hoffe ich endgiltig bewiesen zu

1) Er begegnet z.B. im Pap. Taurin. XII 2) Sethe, Berl. philol. Wochenschr. 1896 Sp. 1529.