Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

144 IV. Poimandres und die ägyptische Offenbarungsliteratur,

Poimandres $ 29 zu erklären Ecmeipa auToic ToVc TAC copiac Aöyouc. Ist doch ursprünglich der Aöyoc selbst das göttliche cmepug. Es wäre verkehrt, im Poimandres eine Benutzung des Evangelienwortes 6 cnmeipwv Aöyouc creipeı zu suchen.

Doch zurück zu den Typen der Hermetischen Literatur. Wir müssen bei dieser Verbindung der beiden Gottheiten Schriften des "Ayaböc daiuwv an seine Schülerin Isis voraussetzen und können solche wirklich in der alchemistischen Literatur nachweisen. So zitiert Zosimos (bei Berthelot a. a. O. 214) mv "Icıda, jv mpocpwvei ö6°Hpwy. Natürlich kann "Hpwv in dieser Verbindung kein Personenname sein. In der Tat begegnet er als ägyptischer Göttername in einer Zauberformel des Papyrus 46 des Britischen Museums!): Erw ein "Hpwv EvdoZoc, WOV iBewc WOV iepukoc KrA. Nun haben Spiegelberg und Keil gezeigt”), daß der Name eines ägyptischen Erntegottes Psai und der Eigenname Yüıc griechisch durch "Ayaßöc daiuwv wiedergegeben wird; da nun Psai zugleich den unsichtbaren Doppelgänger in uns, den ka, bedeutet und ’Ayadöc daiuwv eine chthonische Gottheit ist, so trat für den Personennamen auch °Hpwv (= fjpwe) ein. Daß es auch für den Götternamen ’Ayadöc daiuwv geschehen ist, bezeugt der Papyrus von London.’) Auch dies bestätigt die bisherigen Deutungen.

Allein in den Worten, von denen wir ausgingen, ist bisher nur das Wort ueAav, nicht aber das reXeiov ueAav erklärt. Ich darf hiermit zugleich die Erklärung des wunderlichen und noch nicht gedeuteten Titels Köpn xöcuov verbinden. Plutarch bezeugte, daß xnuia die Erde Ägyptens, das Land selbst und zugleich das Schwarze

Philon und überträgt es dann auf Verschiedenes in den Schriften De agrieultura und De plantatione Noae; aber nirgends sind die Übereinstimmungen mit der ägyptischen Anschauung so stark, daß man bestimmte Schlüsse ziehen kann.

1) Kenyon, Oatal.1p.72 27.240. Voraus geht &yı ein OwVd; auch hier sind Hermes und ’Ayadöc datuwv eins. An den thrakischen Gott ist nicht zu denken.

2) Spiegelberg, Demotische Namen I, Ägyptische Namen auf Mumienetiketten S. 57* und 14*. Bestätigungen boten sich bald in reicher Fülle.

3) Es waltet dabei dasselbe eigentümliche Bestreben, die Götternamen zu Personennamen umzugestalten, das in späterer Zeit mehrfach auftritt, vgl. Gutschmid, Zeitschrift d. deutsch. morgenl. Ges. XV 47ff, Kl. Schr. II 631 (Herakleios für Herakles, Poseidonios für Poseidon, Asklepiades für Asklepios, Asterios für Zeus). Das Motiv hat freilich Gutschmid kaum richtig erkannt.