Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

©. Mesopotamien. Harraniter oder Ssabier. 167

sollen.) Hermes, der in der Regel als Schüler des ’Ayadöc daiuwv, vereinzelt auch als sein Lehrer erscheint, hat die Gesetze gegeben, den Kult begründet und das Opferritual festgestellt.°) Aber er hat auch theoretische Schriften geschrieben und die Einheit Gottes in einer Reihe von Abhandlungen an seinen Sohn philosophisch nachgewiesen.?) Ähnliehe Schriften werden dem ’Ayadöc daiuwv zugeschrieben; die ersten croıxeia (?) waren nach ihm fünf: der Schöpfer, die Vernunft, die Seele, der Raum und die Leerheit‘); danach seien die zusammengesetzten Dinge entstanden. Schahristäni, der dies berichtet), bemerkt dazu, bei Hermes finde sich hiervon nichts: es bestanden also nebeneinander verschiedene heilige Schriften mit verschiedenen Systemen.

Aber es handelt sich auch nieht um philosophische Systeme. Die Ssabier bilden feste, kirchlich geordnete Gemeinden, welche die heiligen Lehren verborgen halten; verschiedene Grade und Stufen bestehen; in einzelnen Gemeinden scheint geradezu Mysterienkult zu

1) Daß Hermes in Ägypten (in Hermopolis) begraben liegt, sagt schon der Verfasser des Clemens-Romanes, also wohl auch der Verfasser des Index deorum cognominum. Die angeblichen Wallfahrten der Ssabier zu den Pyramiden mögen jüngere Nachahmung mohammedanischen Brauches sein.

2) D. G. 362. Einzelheiten, wie die Prüfung des Opfertieres, muten durchaus ägyptisch an.

3) Chw. II 13 (älteste Quelle).

4) Die Stelle ist verdorben, Raum und Leerheit sind natürlich identisch; es fehlt die Zeit, wie dies aus der von hier übernommenen Lehre der treuen Brüder von Basra und aus einem jüngeren Parallelbericht über die „Harraniter““ (Chw. II 492) hervorgeht: Les Hernanites pretendent qwil y a cing £tres primitifs, dont deus vivants et actifs, un passif, et deux ni vivants, mi actifs, ni passifs. Les deus etres vivants et actifs sont Dieu et !’äme,. L’äme est le principe de vie des corps materiels et celestes, la cause de lapparition du monde. Le troisieme etre primitif est la matiere qui est passive, par cela seulement quelle recoit les formes du distributeur des formes. Les deux derniers etres primitifs sont le temps et Pespace. Einen gewissen Anklang bietet das XT. (XII.) Hermetische Kapitel p. 87, 8: 6 uev eöc &v tü vw, 6 de voüc &v ri wuxni, N de wuxn &v mn ÜAn, navra de Taüta did Toü alWvoc. TO de mv TOUTO cWud, Ev b ra mayra ecri cbuara (ıyuxric mÄnpec Ecrıv, ı) de) wuyn mÄNpne ToU voü kai zoü deo0, vgl. X (XT) p. 71,7: obk Tkoucac Ev toic Tevıroic, örı Amö ÄC WUXTC TC TOO mavröc mäcaı al wyuxat elcıv al re (ev tu) Bei) Kal al) Ev TÜ mavri Köcuw kuAıvbouuevan Ücrep drovevennuevaı (ihre mythologische Darstellung findet diese Lehre von der einen Seele in dem VIII, Buch Mosis: Dieterich, Abraxas $.12,11).

5) Chw. II 439.