Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

170 V. Ausbreitung der Hermetischen Literatur.

den bewohnten Klimaten am Anfang von je 36425 Jahren!) ein Paar von jeder Art von Tiergeschlecht, Männchen und Weibchen, von Menschen u. a. hervor, so daß diese Art jenen Zeitraum ausdauert; wenn dann aber die Periode durch ihren Ablauf vollendet ist, hört die Fortpflanzung und die Fortzeugung der Arten auf, es beginnt eine andere Periode und es entsteht ein anderes Geschlecht von Menschen, Tieren und Pflanzen, und so fort, die endlose Dauer der Zeit hindurch. — — Die Inwohnung ist die Personifikation (Gottes), wie wir angegeben haben. Zuweilen geschieht dies durch Inwohnung seines (ganzen) Wesens?) und zuweilen durch Inwohnung eines Teils desselben nach Maßgabe der Verrichtung des Temperaments des Körpers (in dem Gott sich verkörpert). Zuweilen sagen sie, Gott personifiziere sich nur vermittelst der himmlischen Behausungen (Körper) insgesamt, wobei er aber Eins bleibt; denn nur sein Tun kommt in jeder einzelnen Behausung zur Erscheinung nach Maßgabe seiner Einwirkungen auf sie und seiner Personifikation durch dieselbe; wie wenn die sieben Behausungen seine sieben Glieder wären und wie wenn unsere sieben Glieder seine sieben Behausungen wären), worin er zur Erscheinung kommt, so daß er vermittelst unserer Zunge spricht, vermittelst unserer Augen sieht, vermittelst unserer Ohren hört, vermittelst unserer Hände greift und (die Hand) ausstreckt, vermittelst unserer Füße kommt und geht und vermittelst unserer Glieder handelt.*)

Stärker orientalisiert erscheint die Lehre der „Anhänger der geistigen Wesen“ (Rü’hänijät)°), welche ebenfalls den ’Ayadöc daiuwv und Hermes als die Geber der Offenbarung verehren und neben den sieben Planeten noch eine Unzahl geistiger Wesen (duvaueıc oder Engel) für alles Tun und Geschehen annehmen und von dem

1) Die Zahl ist, wie schon Chwolsohn sah, ägyptisch, sobald man mit leichter Änderung 36525 einsetzt (25 Sothisperioden = 25 >< 1461 — 36525), vgl. oben S. 50 A. 2. 2) Vgl. im Anhang Kap. XIII (XIV).

3) Auch der Mensch ist ja nach ägyptischer Auffassung der köcuoc.

4) Vgl. S. 64 und 68 A. 4, sowie den siebenten Abschnitt. Es folgt eine Darlegung, daß das Häßliche und Böse nicht aus Gott, sondern der Naturnotwendigkeit stammt. Eine Seelenwanderung wird an anderer Stelle vorausgesetzt, ebenso eine Vergeltung der guten und bösen Handlungen.

5) Chw. II 420 ff.; vgl. oben S. 72.

rn