Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

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Inschrift von London. 65

Wenn die Götter in ihren Leib eintreten, so ist er (Ptah) in jedem Holz, in jedem Edelstein, in jedem Kupfer (?). Alle Dinge gedeihen!) in seinem Gefolge (??), wenn sie dort werden. Ihm opfern alle Götter und ihre Xa?°), indem sie sich vereinigen und verbinden als (?) Herr der beiden Länder.?)

So ist der Gott von Memphis die Gottheit oder „der Gott“ von ganz Ägypten. Das theologische System ist geschlossen, die Inschrift kehrt zu dem Osiris-Mythus zurück. —

Daß Breasted den Gedanken-Inhalt in begreiflicher Entdeckerfreude etwas zu groß dargestellt hat, wird ihm niemand verargen. Was neu ist — wenigstens in dieser Form —, ist wohl nur der Versuch, drei verschiedene Göttermythen in einem System zu vereinigen, den Hermopolitanischen Mythus von Thot als Weltschöpfer, der ja dabei mehrfach als Teil eines Allgottes erscheint), die Lehre der Ptahpriester von Memphis, nach welcher Ptah als Urgott sich selbst und alle Götter und Menschen baut und die Welt schafft?), endlich die Heliopolitanische Theologie, in der Atum als erster einer Enneade von Göttern seine acht Genossen in sich vereinigt und Urgott und Urgrund aller Dinge ist. Der Verfasser benutzt dabei sehr früh auftretende Vorstellungen, einerseits, daß die Vielheit der Götter nur Glieder eines einzigen ist, andrerseits, daß ein schärfer umrissener, gewissermaßen speziellerer Gott gleich einem andern allgemeineren Gott in einer bestimmten Eigenschaft ist. So ist Atum in der Tat der Urgott, aber der Götterkreis, sein Leib (sein nAnpwua), besteht aus acht verschiedenen Formen des Ptah; Atum hat sie aus

gods with the ...... Ein ähnlicher Mythus von Horus stand offenbar nicht zur Verfügung. So geht der Autor gleich zu dem Gesamtresultat über: durch diese Vereinigung mit Thot ist Ptah auch beteiligt an allen irdischen Göttern (Götterbildern). Er ist der Gesamtgott.

1) D. h. wachsen. Maspero: tout prospere sur ces terrains, oi ces dieum se sont produits.

2) Vgl. in dem Gebet an Thot bei Dieterich, Jahrbücher für Phil. Supplem, XVI S. 800 2. 12: Ou)6, öv mac Beöc mpockuvei.

3) Beiname des Ptah. Vergleiche oben im Pap. Harris: „der allen Göttern Zufriedenheit schafft (sie in sich vereinigt) in seiner Gestalt als ehrwürdiges Urgewässer‘,

4) Vgl. Zwei religionsgesch. Fragen 8. 53 ff. und 73 ff.

5) Vgl. das Gebet des Papyrus Harris oben $. 61.

Reitzenstein, Poimandres.

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