Sadismus, Masochismus in Kultur und Erziehung

Sadismus, Masochismus in Kultur u. Erziehung. IQ

von neuem gut zu lernen, und während der drei Jahre, die ich in diesem Hause verbrachte, habe ich nie mehr von obigen Gelüsten etwas am Jungen bemerkt; im Gegenteil — er ließ sich nie von Kameraden oder Verwandten ungebührlich behandeln. Seine Mutter erzählte mir später, mein Vorgänger hätte ihn recht oft mit einem Hosenriemen geprügelt; zuerst hätte ihn eine solche Behandlung in eine Art Hysterie gebracht, später aber hätte er sich daran gewöhnt, und obgleich er sich noch gewehrt habe, hätte er die Exekution ruhig entgegengenommen. Daß dieses Benehmen auf sexueller Basis beruhte, unterliegt keinem Zweifel; zu urteilen darüber überlasse ich jedoch den Herren Psychiatern. — — Einige Jahre darauf hatte ich einen Schüler von I5 Jahren, welchem ich täglich einige Privatstunden geben mußte. Hochgewachsen, körperlich sehr ausgebildet und doch effeminiert. Groß war mein Erstaunen, als.er mir denselben Antrag machte wie mein früherer Schüler: ich sollte ihn nur bestrafen, falls er seine Lektion nicht wüßte. Auf meine Antwort, daß ich seinen Vater bitten werde, ihm ein Vergnügen zu entziehen, antwortete der 15 jährige: sein Vater kümmere sich wenig um seine Erziehung und stelle alles dem Lehrer anheim. Der Fall schien mir interessant, und ich erfuhr, daß der Junge zu sich Kameraden einlud, von welchen er sich mißhandeln ließ, wobei er die raffinierteste Phantasie entfaltete. Meine Taktik, welche beim ı1 jährigen Jungen gefruchtet hatte, prallte beim 15 jährigen, hyperentwickelten, altklugen Großstadtkinde vollständig ab, und da er sich einen Lehrer mit Schlägen wünschte, verließ ich bald darauf diesen Knaben, in welchem grenzenloser Stolz mit tieister Erniedrigung, hohe Intelligenz mit raffinierter Sinnlichkeit sich paarten. — Einen recht interessanten Fall bot mir der ı5jährige Sohn eines Generals, welcher das Pagenkorps besuchte, sich als zukünftiger Malteser-Ritter gefiel und seelisch tief veranlagt war. Ich bemerkte an ihm bald eine schwärmerische Freundschaft für einen seiner Kameraden. Nach der Lektion war dieser Kamerad, welchen ich einigemal gesehen hatte, sein Lieblingsthema; er war beglückt, wenn er seinen Besuch erhielt und erklärte mir, er wäre bereit, sein Diener zu sein, er ließe sich von ihm sogar sehlagen. Dabei war der Junge von großem Ehrgeiz, geradezu