Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)
IGE
geſchichtlichen Tat erringen könnte. Noch mehr riß ihn ſeine Begeiſterung für Preußen und die Überzeugung ſeiner diplomatiſchen Schule mit ſich fort, daß Frankreih und Preußen Seite an Seite kämpfen müßten. Man muß alſo auch ſeine Berichte mit Vorſicht aufnehmen. Aber anderſeits ſind ſie frei von ſolchen abſichtsvollen Widerſprüchen, wie ſie uns in den Berichten und Briefen des Schmerz begegnen, und werden außerdem, ſoweit ſie Schmerz als Beauftragten Möllendorffs erſcheinen laſſen, dur deſſen eigene, vorhin beſprochene Briefe gerechtfertigt.
Was nun zunächſt den Jnhalt der erſten Geſpräche der beiden Männer angeht, ſo ſtimmt an den Berichten über ihn von vornherein bedenklich, daß Bacher die Unterredung des erſten Tages als Hauptunterredung behandelt und über die des anderen Tags feine oder kaum no< eine Einzelheit zu berichten für nötig findet, während Schmerz erſt an dieſem Tage aus ſich herausgegangen ſein will. !) Man wird trotdem als ſicher annehmen fönnen, daß Schmerz — fei es nah Bacher am 6. oder nah dem Tagebnch am 7. — die im Tagebuch unter dem 21. Juli aufgezeichneten Punkte ſeiner Weiſung ſämtlich zu Bachers Kenntnis gebracht hat; denn fie kehren in den Aufzeichnungen von beiden Seiten gleichmäßig wieder. Indeſſen außer ihnen enthält der Bericht Bachers noh ein weiteres Angebot des preußiſchen Unterhändlers : der König werde bei ſofortiger Einleitung der Waffenſtill= ſtandsunterhandlung den Krieg bis zum 1. Dezember — früher konnte der Waffenſtillſtand nicht in Kraft treten — ruhen laſſen, wofür erwartet werde, daß die Franzoſen die preußiſchen Beſizungen am Niederrhein ſchonten und Holland nachſichtig behandelten. Schmerz ſagt von dieſer Erwartung nichts und legt das angeblich preußiſcherſeits erfolgte Angebot der Waffenruhe Bacher qls Wunſch der Franzoſen in den Mund. Es muß vorläufig dahingeſtellt bleiben, ob Bachers Angabe glaubwürdig iſt. Ebenſo kann niht nachge= wieſen werden, ob Bacher mit Grund den Schmerz das Geſpräch ſofort damit beginnen läßt, daß der preußiſche Hof ſein politiſches Syſtem völlig gewechſelt habe, die alten Berater wieder E würden und Preußen nun nichts vernachläſſigen würde, um ſich der Republik zu nähern. Schmerz ſeinerſeits beteuert, daß er allen Verſuchungen Bachers und des Kanzlers Ds, die allgemeine Lage Preußens zu erörtern, unter Berufung auf ſeine Unkenntnis widerſtanden habe. Jedoch fällt es immerhin auf, daß ex die Dauer des erſten Geſprächs ſelbſt auf drei Stunden angibt und doh faſt nichts darüber mitteilt und daß er einige Wochen ſpäter in ſeinem Tage=buche vermerkt, ?) Kalckreuth habe ihn erſt da, d. h. gegen den 20. Auguſt, darüber aufgeklärt, daß der König von der Reiſe nichts wiſſe. Jun ein ſehr zweifelhaftes Licht wird die Zuverläſſigkeit ſeines Berichtes ſließli< durch
) Kaulef IV 230f. und 233; Kohl 25 ff.
2) Kohl 31.